Tatort: Köln, Armin Rohde, Schenk, Ballauf

© WDR/Uwe Stratmann

Sanfter wurde eine Morddrohung im Fernsehen noch nicht ausgesprochen: In „Dicker als Wasser” wütet Armin Rohde auf die charmante Art. Ein „Tatort” zum Verlieben?

19. April 2015, 17:05 Uhr

Was wollen uns die Drehbuchautoren sagen?

Christian Buß: Lasst uns endlich mal wieder einen Tatort mit Armin Rohde machen! Autor Norbert Ehry und Regisseur Kaspar Heidelbach, routinierte WDR-Hauskräfte, hatten mit Rohde 2001 die legendäre Kölner Folge Bestien über Vergewaltigung und Selbstjustiz gedreht. Für das neue Gangsterstück fiel ihnen nicht viel ein. Rohde aber säuselt, droht und prügelt sich exzellent durch zäheste Szenen.

Lars-Christian Daniels: Erinnern Sie sich an den James-Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau? Dann wissen Sie ja, woran man den Bösewicht im Zweifelsfall erkennen kann: Er trinkt Rotwein zum Fisch. Könnte auch in diesem Tatort ein wertvoller Hinweis sein.

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Joachim Huber: Curling-Eltern leben gefährlich.

Kirstin Lopau: „Manchmal macht man Sachen, die man gar nicht will. Aber es muss sein, es muss sein”, sagt der Protagonist Ralf Trimborn (Armin Rohde). Das scheint sich Freddy (Dietmar Bär) auch immer öfter zu sagen. („Ich bin auch so ein Bulle, der an der Schlechtigkeit der Welt verzweifelt.”)

Wie überzeugend sind die Kommissare?

Christian Buß: Beide 3 Punkte
Lars-Christian Daniels:
Ballauf: 6 Punkte, Schenk: 5 Punkte
Joachim Huber:
Ballauf: 7 Punkte, Schenk: 8 Punkte
Kirstin Lopau:
Schenk: 8 Punkte, Ballauf: 7 Punkte

Unsere Kritiker

Christian Buß ist Kultur-Redakteur bei Spiegel Online und schreibt dort regelmäßig über den Tatort.

Lars-Christian Daniels bespricht für sein Blog Wie war der Tatort? und das Onlinemagazin Filmstarts den Tatort und weitere TV- und Kinofilme.

Joachim Huber ist Ressortleiter Medien beim Tagesspiegel.

Kirstin Lopau ist ZEITmagazin-Leserin und eine der meinungsstarken Kommentatoren bei unseren sonntäglichen Tatort-Diskussionen bei Facebook.

Was ist Ihre Lieblingsszene?

Christian Buß: Rohde drangsaliert einen Unternehmer, der ihm Geld schuldet. Sanfter wurde eine Morddrohung im deutschen Fernsehen noch nicht ausgesprochen.

Lars-Christian Daniels: Eigentlich jede, in der Armin Rohde den cholerischen Tyrann gibt – macht einfach unheimlich Laune, ihm dabei zuzusehen. Ganz weit vorne ist aber auch die Szene, in der er in Seelenruhe mit einem Tennisball das Türschloss eines BMW knackt. Ob das wirklich funktioniert? YouTube weiß die Antwort.

Joachim Huber: Armin Rohde alias Ralf Trimborn bricht ein Auto auf  – mit einem Tennisball!

Kirstin Lopau: Ein eher untypischer Krimi: Der Bösewicht ist schnell ausgemacht und so konzentriert sich die Handlung auf das Katz- und Mausspiel zwischen der tickenden Zeitbombe Trimborn und Freddy, der erstaunlich oft im Alleingang unterwegs ist. Überhaupt macht man sich Sorgen um Freddy („Was ist eigentlich mit dir los, Freddy?”), die Midlife-Crisis hält an und wird noch befeuert von einem Zwischenfall mit zwei jugendlichen Dieben, die ihn ausgetrickst haben. Sehenswert ist jede Szene mit Armin Rohde, mal schleimig nett und unheimlich, mal gewalttätig. Ein großartiger Schauspieler! Aber auch Freddy wird wieder hervorragend gespielt von Dietmar Bär, innerlich zerrissen und überhaupt auf der Suche nach dem Sinn von allem. Das dramatische Finale wird dem Spiel beider gerecht.

Was ist der peinlichste Moment?

Christian Buß: Der neue Sidekick Tobias Reisser – gespielt vom eigentlich souveränen Patrick Abozen – muss sich vom ollen Schenk maßregeln lassen. Was für ein würdeloser Einstand in die Festanstellung.

Lars-Christian Daniels: Ballauf (Klaus J. Behrendt) vor versammelter Mannschaft im Besprechungsraum: „Ihr kennt unseren neuen Kollegen Tobias Reisser? Er gehört ab jetzt dazu. Leg mal los.” Und Reisser (Patrick Abozen) legt los. Er schreibt an die Tafel: „01:45 Uhr, Sax-Club”. Und gibt zurück in die Runde. Like a boss.

Joachim Huber: Wie immer: Wenn Männerfreunde sich streiten. Das können Frauen besser.

Kirstin Lopau: Freddy kontrolliert den Fahrtweg eines Verdächtigen: mit Tablet-PC für die Route und einer analogen Stoppuhr für die Zeit. Ah ja.

Ihre Gesamtwertung für die Folge?

Christian Buß: 5 Punkte

Lars-Christian Daniels: 7 Punkte

Joachim Huber: Ehrliche 8 Punkte

Kirstin Lopau: 7 – 8 Punkte

http://www.zeit.de/zeit-magazin/leben/2015-04/dicker-als-wasser-tatort-kritikerspiegel