In den letzten Tagen vor der Wahl sieht es für die SPD in Nordrhein-Westfalen alles andere als gut aus. In den aktuellen Umfragen liegt die Partei von Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hinter der CDU. Fest steht: Bis Sonntag wird Kraft noch einmal alles geben, um unentschlossene Wähler für sich zu begeistern. Schließlich wurde die Wahl im Saarland im Schlussspurt entschieden. Was Kraft dabei nicht gefallen dürfte: Im März fiel das Ergebnis zugunsten der CDU aus.

Die Saarland-Wahl hatte gezeigt, wie widersprüchlich Umfragen sein können. Schließlich sah es über lange Zeit so aus, dass die SPD vom Stimmungshoch durch den damals frisch gekürten SPD-Vorsitzenden Martin Schulz profitieren könnte. Konnte sie aber nicht. Vielleicht auch deshalb sagte Hannelore Kraft jetzt, was sie von den schwachen Umfragewerten für ihre NRW-SPD hält. „Ich glaube keinen Umfragen mehr“, stellte Kraft im ZDF-„Morgenmagazin“ klar.

Einen ähnlichen Sound legte Torsten Albig bei seiner Stimmabgabe in Schleswig-Holstein an den Tag. Kurz darauf war der SPD-Ministerpräsident im Norden abgewählt.

Die CDU führt gleich in zwei Umfragen

Wenn man die Differenz zwischen Umfragen und tatsächlichen Ergebnissen sehe, zeige das vor allem: „Es gibt da keine Sicherheit mehr.“ Sie wolle sich lieber damit beschäftigen, was die Sozialdemokratie „in dem Land voranbringt“.

Vielleicht liegt es auch daran, was in den Umfragen steht. Denn die Zahl der Bürger, die Hannelore Kraft zutrauen, NRW in den kommenden fünf Jahren voranzubringen, wird wöchentlich weniger. Zwei aktuelle Umfragen des ZDF-„Politbarometers“ und Sat.1 sehen nicht nur ein knappes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen der SPD und der CDU unter ihrem Herausforderer Armin Laschet. In beiden Umfragen hat die CDU mittlerweile ihr Überholmanöver beendet.

Laut dem ZDF-„Politbarometer“ vom 11. Mai, kommt die CDU derzeit auf 32 Prozent, gefolgt von der SPD mit 31 Prozent. Drittstärkste Kraft wäre die FDP (13,5 Prozent), gefolgt von AfD und Grüne (jeweils 6,5 Prozent) und Linke.

Im fast gleichen Erhebungszeitraum (ZDF: 8.5.–11.5. / Sat.1: 8.5.–10.5.) sieht YouGov im Auftrag von Sat.1 die CDU bei 31 Prozent, vor der SPD mit 30 Prozent. Den dritten Platz würden sich demnach FDP und AfD (jeweils 9 Prozent) teilen, gefolgt von Linke (8 Prozent) und Grünen (7 Prozent).

Alle Kraft auf NRW in der SPD

Kraft ist davon überzeugt, dass der Rückstand auf die CDU nicht ausschließlich an der mangelnden Umsetzung ihrer Wahlversprechen seit 2010 liegen kann. Mit Blick auf ihre beiden letzten Legislaturperioden sagte sie: „Wir haben eine Menge geschafft in den sieben Jahren.“ Selbstkritik übte sie insbesondere beim Thema Schule und Inklusion – hier müsse man nachsteuern. Auch die innere Sicherheit wolle die SPD mit noch mehr Polizisten verbessern. Ihre Conclusio: „Wir haben nicht an jeder Stelle alles richtig gemacht, aber wir haben einen klaren Plan.“

Kraft versucht gar nicht den Verdacht zu zerstreuen, dass sie vor dem Wahlsonntag zittert. Damit die landespolitischen Themen im Vordergrund stünden, habe sie als stellvertretende Parteivorsitzende darauf gedrängt, dass SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz sein Konzept zur Steuerpolitik erst nach der Wahl vorstelle. Die NRW-Wahlkämpfer sollten sich nicht mit bundespolitischen Debatten aufhalten – sie sollten sich lieber um die Landespolitik kümmern.

Martin Schulz ist gut beraten, auf sie zu hören. Gerade nach den großen Enttäuschungen im Saarland und in Schleswig-Holstein. Die Wahl in der SPD-Hochburg Nordrhein-Westfalen gilt als letzter wichtiger Stimmungstest für die Bundestagswahl am 24. September. Und dann steht Schulz zur Wahl.

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