Die Inselnation Australien verdoppelt ihre U-Boot-Flotte. Gewonnen haben Schiffe des französischen Werftkonzerns DCNS. Ein grosser Teil der Arbeit fällt in Südaustralien an.
Die australische Regierung hat am Dienstag bekannt gegeben, dass sie zwölf neue U-Boote von der französischen Firma DCNS bauen lassen will. In einem mehrmonatigen Auswahlprozess gewannen die Franzosen über ein deutsches und ein japanisches Angebot. Mit rund 50 Milliarden australischen Dollar ist der Deal einer der grössten Rüstungsaufträge der letzten Jahre.
Ausbau der Marine
Die Regierung von Premierminister Malcolm Turnbull hat in den letzten Monaten einen strategischen Ausbau der Marine beschlossen. Im Weissbuch zur Landesverteidigung legte sie Ende Februar fest, dass das Budget für die Landesverteidigung künftig 2 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes betragen soll.
Damit will Canberra vor allem die freie Navigation sicherstellen, von dem die Wirtschaft der Handelsnation abhängig ist. Das Weissbuch setzt vor allem ein Zeichen gegenüber China, das die südchinesische See immer stärker als seine eigenen Gewässer beansprucht. Insgesamt hat Turnbull nun in wenigen Wochen Bestellungen für 54 Kriegsschiffe aufgeben, die neuen U-Boote eingeschlossen.
Australiens Militärstrategen reden von «regional überlegenen» U-Booten, die angeschafft werden sollen. Die Grundlage soll die «Barracuda»-Klasse von DCNS sein, allerdings mit konventionellem statt nuklearem Antrieb. Die Konstruktionsdetails werden von DCNS in Kooperation mit der Australian Submarine Corporation (ASC) ausgearbeitet.
Industrielle Überlegungen
Premierminister Turnbull stellte den Vergabe-Entscheid in der Werft von ASC in Adelaide im Gliedstaat South Australia vor. Er sprach von australischen U-Booten, die von australischen Arbeitern mit australischem Stahl gebaut werden. Dieser Satz unterstreicht, dass der Entscheid ebenso stark von industriellen und regionalpolitischen Erwägungen geprägt war wie rein militärischen. Turnbull legte aber Wert darauf, dass die Expertenkommission der Streitkräfte einstimmig für die französische Variante gestimmt habe.
Das Programm soll bei ASC und Zulieferern 2800 Arbeitsplätze sichern. South Australia leidet unter einer Erosion seiner industriellen Basis. Aktuellstes Sorgenkind ist das Stahlwerk in Whyalla, dessen Überleben auf der Kippe steht. Lokale Politiker, auch aus Turnbulls eigener Partei, hatten sich stark für die Vergabe des Rüstungsauftrags in die Region eingesetzt.
Der Verlierer ist Japan
Der grosse Verlierer in der Vergabe ist Japan. Turnbulls Vorgänger Tony Abbott hatte den Auftrag unter der Hand an die Regierung von Shinzo Abe vergeben wollen. Abbott musste zurückkrebsen und einen Wettbewerb ausschreiben. Japan galt lange trotzdem als Favorit. In den letzten Tagen hatte Tokio noch ein U-Boot der offerierten Soryu-Klasse nach Sydney entsandt, um für seinen Bid zu werben. Das Schiff verliess australische Gewässer am Dienstagmorgen − wenige Minuten bevor Turnbull bekannt gab, dass der Auftrag an Frankreich geht.
Forrás: nzz.ch