In Westeuropa stecken sich immer weniger Menschen mit HIV an. Im Osten aber steigt die Zahl.
26. November 2015, 10:50 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, stü, asw 11 Kommentare
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Die Zahl der HIV-Infektionen in der Europäischen WHO-Region ist erneut gestiegen. Nach einem Bericht des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) sind im vergangenem Jahr 142.197 neue Ansteckungen registriert worden, 2013 waren es 136.235.

„Wir rufen die europäischen Länder auf, mutige Maßnahmen zu ergreifen und die HIV-Epidemie ein für alle Mal zu stoppen”, sagte Zsuzsanna Jakab, die Leiterin des Regionalbüros Europa der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die den Bericht veröffentlichte.

Vor allem in den östlichen Ländern der europäischen WHO-Region sei ein Anstieg zu verzeichnen – darin einbezogen sind auch Russland und Kasachstan. So hat Russland insgesamt 85.252 neue Infektionen gemeldet, im Vorjahr waren es 79.728. Die Zahl der Infektionen wird dabei jener der Diagnosen gleichgesetzt, die Dunkelziffer könnte somit höher sein.

Bedeutend laut ECDC ist der Trend des vergangenen Jahrzehnts: So habe sich beispielsweise die Zahl der Erstansteckungen in Bulgarien, Ungarn, Tschechien in diesem Zeitraum verdoppelt. In Österreich, Estland, Frankreich, den Niederlanden, Portugal und Großbritannien hingegen ist die Zahl der Neuinfektionen in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 25 Prozent zurückgegangen.
Aids
In Deutschland
In der Welt
Übertragung
Therapie

Aids (Acquired Immunodeficiency Syndrome) ist eine Viruserkrankung, die das Immunsystem des Menschen angreift und dauerhaft schwächt. Ausgelöst wird die Erkrankung durch das HI-Virus (human immunodeficiency virus).

Das Humane Immundefizienz-Virus schwächt die Fähigkeit des Körpers, sich gegen Krankheitserreger zu wehren. Es befällt unter anderem die sogenannten Helferzellen des Immunsystems, vermehrt sich in ihnen und zerstört sie. Ohne Therapie verursacht das Virus die tödliche Immunschwächekrankheit Aids.

Im Jahr 2012 wird die Zahl der HIV-Neuinfektionen in Deutschland auf knapp 3.400 geschätzt, das wären etwa 100 mehr als im Jahr 2011 und ca. 250 mehr als im Jahr 2010. Auch die Gesamtzahl der in Deutschland lebenden HIV-Infizierten hat sich seit 2001 kontinuierlich erhöht. 2001 lebten etwa 45.000 Menschen mit HIV und Aids in Deutschland, heute sind es etwa 78.000.

Seit dem Ausbruch der Krankheit sind in Deutschland bisher mindestens 29.000 Menschen an Aids gestorben. Jährlich am 1. Dezember findet der Weltaidstag statt, um auf die Vorbeugung durch Safer Sex aufmerksam zu machen und Betroffenen zu gedenken.

(Quelle: Robert Koch-Institut)

Im Gap Report der Vereinten Nationen zum Thema HIV wurden zuletzt zwischen 33,2 und 37,2 Millionen Menschen mit dem Virus erfasst (Stand: 2013). Die Zahl der Kinder, die sich neu infiziert haben, hat seit 2001 dramatisch abgenommen. Trugen damals noch etwa 580.000 Menschen unter 15 Jahren den Erreger neu in sich, waren es 2013 nur noch 240.000.

Insgesamt infizierten sich 2013 2,1 Millionen Menschen neu, 1,5 Millionen sind im gleichen Jahr an den Folgen von Aids gestorben. Die Zahl der Aids-Toten nimmt vor allem dort ab, wo durch Hilfsprogramme Medikamente zur Verfügung stehen. Sie können das Leben HIV-Infizierter deutlich verlängern. Eine Heilung gibt es bis heute aber nicht.

Das am schlimmsten betroffene Gebiet ist nach wie vor Afrika. Allein südlich der Sahara starben 2013 1,1 Millionen Menschen an Aids und seinen Krankheitsfolgen.

HIV ist relativ schwer übertragbar. Ein Infektionsrisiko besteht nur, wenn infektiöse Körperflüssigkeiten mit Wunden oder Schleimhäuten in Berührung kommen. Zu diesen Körperflüssigkeiten gehören vor allem Blut, Sperma, Scheidenflüssigkeit und der Flüssigkeitsfilm auf der Schleimhaut des Enddarms.

Am häufigsten wird HIV beim ungeschützten Geschlechtsverkehr weitergegeben. Sehr riskant ist außerdem die gemeinsame Benutzung von Spritzen beim Drogenkonsum. Das Risiko einer HIV-Übertragung ist erhöht, wenn sich besonders viele Viren im Blut und den Körperflüssigkeiten befinden. Das ist zum Beispiel zwei bis vier Wochen nach einer frischen HIV-Infektion der Fall, weil sich das Virus dann besonders stark vermehrt.

Ein geringeres Risiko besteht, wenn sich nur wenige Viren im Blut befinden, etwa wenn HIV-Medikamente die Vermehrung des Virus verhindern.

(Quelle: Deutsche Aids-Hilfe)

Medikamente verhindern, dass sich das Virus in den menschlichen Zellen vermehrt. Um die Wirksamkeit zu erhöhen, werden mehrere Mittel kombiniert. Sie erhöhen die Lebenserwartung der Infizierten deutlich. Bei einigen ist das Virus nach einiger Zeit nicht mehr nachweisbar, verschwindet jedoch nie ganz. Deshalb sind Betroffene lebenslang auf die Medikamente angewiesen.

In Ländern wie Estland, Rumänien oder Luxemburg werde das Virus vor allem durch heterosexuelle Kontakte oder verunreinigtes Drogenbesteck übertragen. In Ländern wie Deutschland, Ungarn oder Kroatien werde das Virus überwiegend bei Geschlechtskontakten unter Männern weitergegeben. Die Zahl der HIV-Diagnosen von Männern, die Sex mit Männern haben, sei im vergangenen Jahrzehnt in einem alarmierenden Tempo gestiegen, heißt es in dem Bericht. Von 30 Prozent im Jahr 2005 auf 42 Prozent im Jahr 2014. Im Vergleich zu den Vorjahren blieb die Zahl allerdings nahezu konstant.

In Deutschland wurde das Aids-Virus 2014 dem ECDC-Bericht zufolge bei 3.525 Menschen festgestellt. Das sind sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Das Robert Koch-Institut schätzt derweil, dass sich nur rund 3.200 Menschen direkt in Deutschland infiziert haben. Der Wert ist seit Jahren konstant. Es gebe eine Reihe von „Auslandsinfektionen”, die in Deutschland diagnostiziert werden.
Zahl der Neuansteckungen geht weltweit zurück

Obwohl die Zahl der infizierten Migranten rückläufig ist, warnt die WHO davor, diese Gruppe zu vernachlässigen. „Wir fordern alle Länder in Europa auf, HIV-Tests, Präventions- und Behandlungsangebote für alle Flüchtlinge und Migranten bereitzustellen, unabhängig von ihrem rechtlichen Status. Das ist auch der sicherste Weg, die eigene Bevölkerung vor einer HIV-Infektion zu schützen.”

Nach einem Bericht der Vereinten Nationen haben sich 2014 weltweit zwei Millionen Menschen mit dem Aids-Virus infiziert. Damit sind die Neuansteckungen sind seit dem Jahr 2000 um mehr als ein Drittel gesunken. 36,9 Millionen Menschen tragen das Virus in sich. 1,2 Millionen Menschen starben im vergangenen Jahr an Krankheiten im Zusammenhang mit Aids.

Forrás: http://www.zeit.de