Die Auflösung des Flüchtlingslagers im nordfranzösischen Calais ist angelaufen. Vor einem Registrierungszentrum in der Nähe des „Dschungel“ genannten Camps warteten am Morgen mehrere hundert Migranten.
Viele trugen Koffer und Kleiderbündel bei sich. Von dem Versammlungspunkt aus sollen die Flüchtlinge in 450 Aufnahmezentren in andere Teile Frankreichs gebracht werden.
Hunderte Busse erreichten das Camp, um die Flüchtlinge zu verteilen. 1200 Polizisten sind nach Angaben der Behörden im Einsatz.
Manche Bewohner lehnen es allerdings ab, das Lager in der Nähe des Ärmelkanals zu verlassen. Sie fürchten, dass sie dann keine Chance mehr auf die gewünschte Weiterreise nach Großbritannien haben.
Zwei Regionen zur Wahl – ausgenommen Paris und Korsika
„Das ist ein wichtiger Tag. Der Staat macht eine beträchtliche Anstrengung“, sagte der Sprecher des Pariser Innenministeriums Pierre-Henri Brandet. Vor der Sammelstelle in der Hafensatadt bildete sich am Morgen eine lange Warteschlange.
Dort sollen die Migranten befragt werden, bevor sie auf ganz Frankreich verteilt werden. Ein Asylverfahren findet dort noch nicht statt. Den Menschen sollen zwei Regionen vorgegeben werden, zwischen denen sie wählen können. Ausgenommen sind der Großraum Paris und Korsika.
Man setze darauf, dass sich die Menschen freiwillig melden, sagte Brandet. „Keiner wird gezwungen, sich in einen Bus zu setzen.“ Seit langem arbeiteten die Behörden mit Hilfsorganisationen zusammen, um die Menschen davon zu überzeugen, das Lager zu verlassen. Es sei nicht geplant, die Zelt- und Hüttensiedlung, in der zuletzt etwa 6500 Menschen illegal lebten, noch am Montag einzureißen.
Tränengas und Steinewerfer
In der Nacht hatte es erneut gewaltsame Zusammenstöße zwischen Flüchtlingen und der Polizei gegeben. Polizisten feuerten Tränengasgranaten an einer Umgehungsstraße des Hafens und im Lager ab, wo sie Dutzenden Steine werfenden Flüchtlingen gegenüber standen.
Die französischen Behörden wollten das Lager schon seit geraumer Zeit auflösen. Hilfsorganisationen versuchten dies mit juristischen Mitteln zu verhindern, doch ein Verwaltungsgericht gab am vergangenen Dienstag grünes Licht für die Räumung.
Die Behörden schätzen, dass sich im „Dschungel“ auch bis zu 200 Aktivisten der „No-Border“-Bewegung aufhalten, die für eine Welt ohne Grenzen eintreten. Die Räumung soll etwa eine Woche lang dauern.