Ein Flugzeug aus Brasilien mit 81 Menschen an Bord ist in Kolumbien abgestürzt. Dies sagten Flugbehörden des Departements Antioquia am frühen Dienstag dem Fernsehsender Caracol.
An Bord des 18-jährigen Jets befanden sich nach Angaben des Flughafens von Medellín 72 Passagiere sowie neun Besatzungsmitglieder. Nach offiziellen Angaben haben sechs Menschen überlebt. Der Flughafen von Medellín bestätigte, dass an Bord auch Spieler des brasilianischen Fußballclubs Chapecoense Real unter den Passagieren waren.
Bei der verunglückten Maschine handelt es sich um ein Kurzstreckenflugzeug des Typs Avro RJ der bolivianischen Fluggesellschaft Lamia. Laut Airport-Verwaltung startete die Maschine am späten Montagabend (Ortszeit) am Aeropuerto Internacional Viru Viru in Santa Cruz de La Sierra in Bolivien und war auf dem Weg zum Flughafen von Medellín, der zweitgrößten Stadt Kolumbiens. Rund 50 Kilometer vor Medellín geschah das Unglück.
„Es scheint, dass das Benzin ausgegangen ist“
Die Charter-Maschine sei bei dem Berg El Gordo in der Nähe der Ortschaft La Unión vom Radar verschwunden, sagte Iván Viera vom Notdienst von Antioquia. Der Bürgermeister von Medellín, Federico Gutierrez sprach von einer „Tragödie riesigen Ausmaßes“.
Es war zunächst nicht bekannt, was den Absturz auslöste. In ersten Berichten war von Fehlern in der Bordelektronik als mögliche Absturzursache die Rede. Die Luftfahrtbehörden erklärten, die Maschine habe gegen 22.00 Uhr wegen eines elektronischen Fehlers einen Notfall gemeldet.
„Es scheint, dass dem Flugzeug das Benzin ausgegangen ist“, sagte Elkin Ospina, Bürgermeister von La Ceja, der französischen Nachrichtenagentur AFP. Auch die brasilianische Internetseite „O Globo” berichtet, die Absturzursache könnte Treibstoffmangel gewesen sein.
Der Flughafen José María Cordóva de Rionegro nahe der Stadt Medellín teilte mit, es werde „jede mögliche Hilfe mobilisiert. Rettungskräfte seien vor Ort und Krankenhäuser bereiteten sich auf die Aufnahme von Verletzten vor.
Die Gegend im Gebiet Cerro Gordo ist bergig. Die Absturzstelle kann aufgrund des schlechten Wetters in dem Gebiet nur über Land erreicht werden. Das teilte der Flughafen von Medellín mit.
Ein Hubschrauber der Luftwaffe musste wegen schlechter Sicht kehrtmachen. In dem südamerikanischen Land kam es rund um den Unglückszeitpunkt zu heftigen Regenfällen und Gewittern.
Verteidiger und Torhüter überleben
Chapecoense ist ein Verein aus Chapecó im südbrasilianischem Bundesstaat Santa Catarina, der erst 2014 in die Erste Liga Brasiliens aufgestiegen ist.
Das Team war auf dem Weg zum Finale der Copa Sudamericana, eines südamerikanischen Fußballwettbewerbs für Vereinsmannschaften, wo sie am Mittwoch gegen die kolumbianische Mannschaft Atletico Nacional antreten sollte. Beide Teams bestreiten das Finale der Copa Sudamericana, vergleichbar mit der Europa League.
Der südamerikanische Fußballverband Conmebol sagte das Finale ab. „Alle Aktivitäten der Conmebol werden bis aufs Weitere ausgesetzt“, heißt es in der Mitteilung der Conmebol. Der Wettbewerb ist nach der Copa Libertadores der zweitwichtigste Clubwettbewerb in Südamerika.
Wie viele der 22 Profis überlebt haben, war zunächst unklar. Die kolumbianische Zeitung „El Tiempo“ berichtet, dass der 27 Jahre alte Verteidiger Ruschel als einer der ersten Verletzten in ein naheliegendes Krankenhaus transportiert wurde. Er soll mehrere Knochenbrüche erlitten haben. Auch der Torhüter Danilo soll unter den Überlebenden sein.
Der Absturz ist nicht das erste schwere Flugzeug-Unglück, das einen Profi-Verein betrifft. Am 6. Februar 1958 war ein Flugzeug mit der englischen Fußballmannschaft Manchester United in München beim dritten Startversuch von der Landebahn abgekommen und explodiert. Von den 44 an Bord befindlichen Personen, darunter auch Fans und Sportjournalisten, kamen 23 ums Leben.
Am 7. September 2011 verunglückte ein Charterflug mit nahezu der gesamten Mannschaft des russischen Eishockeyklubs Lokomotiwe Jaroslawl. Darunter befand sich auch der deutsche Nationalspieler Robert Dietrich. Damals waren ein Pilotenfehler und eine Vielzahl an Versäumnissen Schuld am Absturz.
Dem Abschlussbericht der Kommission zufolge war der Co-Pilot in seiner Motorik an Händen und Beinen unzulässig stark eingeschränkt. Demnach trat er in der Startphase auf die Bremsen.
https://www.welt.de/vermischtes/article159830813/Flugzeug-mit-Erstliga-Fussballteam-aus-Brasilien-abgestuerzt.html