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Erdogan mit Kampfjets verfolgt

Recep Tayyip Erdogan ging während des Umsturzversuches ein hohes Risiko ein. Seine Anhänger verdichten die dramatischen Stunden zu einem Heldenepos.

Mit drei Helikoptern näherten sich die Putschisten in der Nacht auf Samstag der Ferienresidenz von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan an. Wie die Nachrichtenagentur Reuters und andere Medien mit Verweis auf türkische Beamte berichteten, seilten sich rund 25 Mitglieder einer Eliteeinheit ab und beschossen danach vor dem Hotel an der türkischen Riviera Personenschützer Erdogans und lokale Sicherheitskräfte. Dabei sollen ein Mitglied der Präsidentengarde und ein Polizist getötet worden sein. Erdogan sei um Minuten dem Tod entgangen, behauptet seine Entourage.

Verfolgungsjagd in der Luft

Noch steht nicht fest, wer die Hintermänner des blutigen Umsturzversuchs waren. Doch ergeben die seither zirkulierenden Informationsbruchstücke den Eindruck, dass Erdogans Schicksal trotz dem mitunter dilettantischen Vorgehen der Meuterer an einem dünnen Faden hing. Dem Sonderkommando entkam der Staatschef nur, weil ihn seine Sicherheitsleute im Badeort Marmaris rechtzeitig in ein anderes Hotel evakuierten. Welches Zeitfenster für die Flucht zur Verfügung stand, ist nicht bekannt. Auch weiss man nicht, ob die Helikoptereinheit den Befehl hatte, Erdogan zu erschiessen oder ihn festzunehmen. Nur knapp in Sicherheit bringen konnte sich allem Anschein auch Ministerpräsident Binali Yildirim, der sich am Freitagabend in Istanbul aufhielt, als Panzer auffuhren und Jets in Ankara das Parlament bombardierten.

Putschversuch in der Türkei
Und jetzt?
von Daniel Steinvorth

Als Erdogan über den Coup informiert wurde, entschied er sich, nach Istanbul zu fliegen. Treffen die Schilderungen türkischer Minister und Spitzenbeamter zu, kam es indes zu einer Verfolgungsjagd in der Luft. Plötzlich hefteten sich zwei Militärjets des Typs F-16 an die Präsidentenmaschine, was offenbar Panik in der Kabine auslöste. Allerdings gelang es, zwei Kampfjets loyaler Truppeneinheiten aufzubieten, die dann den Präsidentenjet eskortierten. Rätselhaft ist, wieso die Aufständischen Erdogans Jet nicht zur Landung zwangen.

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«Es gibt ein Risiko»

Nicht minder dramatisch gestaltete sich allem Anschein nach der Anflug auf den von rebellierenden Einheiten kontrollierten Atatürk-Flughafen. Der Kontrollturm habe eine Landeerlaubnis verweigert, sagte Justizminister Bekir Bozdag im Staatssender TRT. Zudem sei die Pistenbeleuchtung ausgeschaltet worden. Auf die Frage Erdogans an den Piloten, ob er trotzdem landen könne, antwortete dieser: «Ja, aber es bestehen Risiken.» Erdogan habe nach einigen Warteschleifen in der Luft darauf bestanden, zu landen, berichtete der enge Vertraute des Präsidenten.

Wenig erstaunlich, strickt die Staatspresse aus den dramatischen Ereignisse nun ein Heldenepos: Erdogan habe mit seiner Landung in Istanbul den Tod riskiert, titelte «Sabah Daily».

http://www.nzz.ch/international/europa/dramatische-putschnacht-erdogan-mit-kampfjets-verfolgt-ld.106280

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