Wenn es die Männer nicht schaffen, schaffen es eben die Frauen. Der Champions-League-Sieg des 1. FFC Frankfurt ist sogar ganz besonders emanzipatorisch. von 

Die Champions-League-Siegerinnen vom 1. FFC Frankfurt

Die Champions-League-Siegerinnen vom 1. FFC Frankfurt  |  © Michael Sohn/dpa

Die Evolution des Herrentages begann etwa Ende des 19. Jahrhunderts und seitdem hat sich herausdestilliert, was zu diesem bierseligen Feste unbedingt dazugehört: ein Bollerwagen, ein wenig Alkohol und eine Strecke, die möglichst unterhaltsam mit Alkohol und Bollerwagen zurückgelegt wird. Was bisher nicht dazugehörte: Fußballspiele. Und schon gar nicht Frauenfußballspiele.

Nach dem Herrentag 2015 könnte alles anders sein. In diesem Jahr nämlich hatte der bisher nicht durch große emanzipatorische Visionen auffällig gewordene Europäische Fußballverband Uefa den Einfall, Berlins Männer und ihre Angehörigen auf die Probe zu stellen. Und siehe da, anstatt den Spätnachmittag dösend im Straßengraben zu verbringen, entschieden sich ein paar Tausend Berliner Väter dazu, Spitzenfußball zu schauen. Und weil sie gleich noch ein paar Ehefrauen, Töchter und Freundinnen der Töchter mitbrachten, sahen auf einmal 18.300 Menschen im Jahn-Sportpark das Champions-League-Finale der Frauen. Und was sie da sahen, entschädigte auch dafür, dass es nur alkoholfreies Bier gab.

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Fußball spielende Frauen mögen den ständigen Vergleich mit Männern nicht, aus guten Gründen, aber gegen diesen haben sie wohl sicher nichts. Man kann nämlich festhalten, dass die deutschen Frauen zum wiederholten Male schafften, was die deutschen Männer eben allzu oft nicht schaffen: die Champions League gewinnen. Der 1. FFC Frankfurt ist nach seinem 2:1 über Paris St. Germain nun Nachfolger des VfL Wolfsburg. Es ist der dritte deutsche Erfolg hintereinander. Von den 14 bisher in dieser und ähnlicher Form ausgespielten Titeln gingen neun nach Deutschland. Im Frauenfußball ist Deutschland Spanien.

Video: Frauenfußball - FFC Frankfurt gewinnt Champions League der Frauen

Die Favoritinnen konnten in einem spannenden Finale gegen Paris Saint-Germain ihren vierten Titel in der europäischen Königsklasse holen. Video kommentieren

Dabei nimmt der diesjährige Sieg der Frankfurterinnen einen ganz besonderen Stellenwert ein: Er ist quasi emanzipatorisch besonders wertvoll. Der 1. FFC Frankfurt ist der letzte reine Frauenfußballverein in der europäischen und damit auch deutschen Spitze. Die Frankfurterinnen waren jahrelang das Maß aller Dinge, ehe andere sich nach vorne drängelten. Männerclubs wie der frischgebackene Deutsche Meister FC Bayern München, der VfL Wolfsburg und Olympique Lyon, die plötzlich die Liebe zu ihren Frauen entdeckten. Oder Scheichs aus Katar, die neben den Männern von Paris St. Germain auch den Frauen reichlich Petrodollars überweisen.

Die Französinnen jedenfalls haben einen Etat, von dem man in Frankfurt nur träumen kann. Umso stolzer waren die Frankfurterinnen über ihr Spiel. „Wir haben Paris nicht nur geschlagen, sondern beherrscht”, sagte ihr Trainer Colin Bell nach dem Spiel nicht ohne Stolz. „Ich bin auf ewig dankbar für diese wunderbaren Mädels.” Die Hessinnen dominierten die Partie nämlich recht klar, auch wenn das entscheidende 2:1 erst in der Nachspielzeit fiel, durch einen hübschen Schlenzer der Stürmerin Mandy Islacker.

In dem Jubel danach war sogar die Aufregung vergessen, die vor dem Anpfiff um die Spielstätte des Finales herrschte. Dem Jahn-Sportpark in Berlin, direkt an die ehemalige Mauer gebaut, sieht man an, dass er schon eine Weile da herumsteht. Besonders aus Frankreich gab es kritische Töne. Von einer Respektlosigkeit gegenüber dem Frauenfußball war die Rede. Und warum man denn nicht in einer dieser modernen Arenen spiele, wie es so viele in Deutschland gibt? Die FAZ berichtete, dass Berlin dann mit noch einmal gut zwei Millionen Euro sein Stadion aufhübschte. Für neue Fluchtwege, den Brandschutz oder Kosmetik in den Kabinen. Célia Šašić, die Spielerin des Spiels, sagte: „Die Stimmung war großartig, war eines Finales würdig. Und der Pott sieht hier genauso gut aus wie in jedem anderen Stadion.”

Forrás: http://www.zeit.de/sport/2015-05/champions-league-frankfurt-paris