Home Newspaper NÉMET - Sprachtraining Der erste Profi-Elfmeter von Hector wird zur Legende

Der erste Profi-Elfmeter von Hector wird zur Legende

Özil, Müller und Schweinsteiger schießen daneben, die Youngster dagegen treffen. Jonas Hector machte den entscheidenden Strafstoß – und wird zum Helden der Elfmeterschlacht gegen Italien.

Es dauerte nicht lange, da drangen in der Nacht zum Sonntag die ersten Selfies aus der Kabine der deutschen Nationalmannschaft in die weite Welt des Internets. Einer der ersten Absender war Lukas Podolski. Auf dem Kopf eine Mütze des 1. FC Köln und im linken Arm Jonas Hector, einer der Helden des EM-Abends, der bei Podolskis Lieblingsverein spielt.

Podolski strahlte und drückte jenen Spieler an sich, der wenige Minuten zuvor im Stadion von Bordeaux den entscheidenden Elfmeter für Deutschland verwandelt hatte. Kurzer Anlauf, ein Schuss mit rechts und dann war der Ball auch schon unter den Armen von Gianluigi Buffon ins Tor gegangen. „Das ist schwer in Worte zu fassen. Ich bin glücklich, dass der Ball reingegangenen ist”, sagte Hector, als er später in den Katakomben stand.

Er war der gefragte Mann, das lag auf der Hand. Vor ihm standen unzählige Journalisten, ein jeder wollte wissen, wie es ihm beim Gang zum Elfmeterpunkt und dann beim Schuss ergangen sei – und vorher, als an der Mittellinie stehend aus der Ferne das dramatische Elfmeterschießen beobachtet hatte.

Bewerten Sie hier die Leistungen der deutschen Spieler.

„Mein bislang größter Moment”

Als die ersten fünf Schützen, die vorher festgelegt waren, ihre Elfmeter geschossen hatten, „haben wir untereinander kommuniziert und ausgemacht, wer als Nächstes schießen würde”, erzählte Hector später. Toni Kroos und Julian Draxler hatten verwandelt.

Thomas Müller, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger hingegen vergeben.

Er habe nicht gedacht, dass er noch einmal an die Reihe kommen werde. Doch im Gegensatz zur Runde der ersten fünf Schützen zeigten sich danach alle Spieler sicher, bis, ja bis der Italiener Darmian an Manuel Neuer scheiterte.

Als mögliche Schützen blieben nur noch Hector, Benedikt Höwedes und Neuer selbst übrig. „Irgendwann muss man dann, und da habe ich mein Herz in die Hand genommen”, sagte Hector, der auf dem Weg zum Elfmeterpunkt nicht viel nachgedacht habe. Die Kulisse, die Wichtigkeit seines Schusses – all das habe er versucht auszublenden. Als der Ball schließlich im Netz zappelte, war das Freude pur. „Wenn man sich die Dramatik vor Augen hält und daran denkt, dass ich das erste Mal bei einem Turnier dabei bin, war das sicher mein bislang größter Moment”, gab der Kölner zu.

Die Youngster verwandeln sicher

Er wirkte, als er vor der Heimreise ins Teamquartier nach Évian über seinen Elfmeter sprach, sehr gefasst. Sehr in sich gekehrt. Überhaupt ist er ein Spieler der leisen Töne. Ganz anders etwa als der extrovertierte Podolski. Hector genießt den ganzen Rummel. Aber die Scheinwerfer, die Aufmerksamkeit – das alles müsste nicht sein. Zumindest erweckt Hector, der nebenher noch BWL studiert, diesen Eindruck, wenn er über Fußball spricht. Den letzten Elfmeter habe er, wusste sich der 26-Jährige zu erinnern, in der Jugend geschossen. Jahre später folgt nun dieser erste im Profibereich, im Stadion von Bordeaux – und ein so derart wichtiger. Eröffnete dieses Tor doch am Ende die Tür zum Halbfinale am Donnerstag in Marseille.

„Es ist schon beeindruckend, mit welcher Gelassenheit, aber auch Konsequenz die Youngster ihre Elfmeter vor so einer Kulisse verwandelt haben. Aber es spricht für sie”, lobte Bundestrainer Joachim Löw. Er meinte neben Hector, der 2014 im Team von Löw debütiert hatte, noch Joshua Kimmich (21) und Draxler (22). Sie hatten ihre Elfmeter ebenfalls sicher verwandelt.

Doch der letzte Elfmeter des Abends blieb Jonas Hector vorbehalten. Die Freude war groß. Beim Team, bei den Fans – und seinem Vater, der im Stadion live dabei war, als sein Sohn zum Helden vom Elfmeterpunkt avancierte. Dass sich Jonas Hector später vor Glückwünschen nicht retten konnte, lag auf der Hand. Unzählige Nachrichten seien auf seinem Handy schon eingegangen, erzählte er. „Das ist toll”, sagte Hector, der seit dem Turnierstart überraschend auf der linken Seite hinten gesetzt ist: „Denn ich verstehe das auch als ein Zeichen von Wertschätzung.”

Hier finden Sie den Spielplan zur Fußball-EM 2016 mit Terminen in der Übersicht.

http://www.welt.de/sport/fussball/em-2016/article156766052/Der-erste-Profi-Elfmeter-von-Hector-wird-zur-Legende.html

Exit mobile version
Megszakítás