Hunderttausende Wähler haben sich bei der Berliner Abgeordnetenhauswahl anders entschieden als noch vor fünf Jahren. Das geht aus den Zahlen des Wahlforschungsinstituts Infratest dimap zur Wählerwanderung hervor.
Am deutlichsten bekamen das SPD, Piraten und AfD zu spüren – die SPD, weil sie auf gerade einmal 21,6 Prozent zurechtgestutzt wurde, die Piraten, weil sie aus dem Abgeordnetenhaus flogen, und die AfD, weil sie mit mehr als 14 Prozent ein weiteres Landesparlament eroberte.
Die AfD schaffte es wie schon bei den vergangenen Landtagswahlen, besonders viele Nichtwähler zu mobilisieren. Darüber hinaus wechselten viele Wähler von der CDU, aber auch die anderen Parteien verloren meist fünfstellig an die Rechtspopulisten. Einzig von den Grünen kam kaum wer.
Aus Piraten wurden Nichtwähler
Die Piraten waren vor fünf Jahren für viele Berliner noch Hoffnungsträger. Die meisten von damals wendeten sich diesmal ab, wechselten etwa zur Linkspartei. Viele sahen in den anderen Parteien aber offenbar auch keine Alternative und blieben dieses Jahr zuhause.
Auch der Wahlsieger SPD verlor viele frühere Anhänger an das Nichtwähler-Lager, sowie an die Linke. Frühere CDU-Wähler verhalfen der FDP nach fünfjähriger Pause zum Wiedereinzug ins Abgeordnetenhaus. Und was alarmieren sollte: Rund 44 Prozent der jungen Berliner, die erstmals an der Wahl hätten teilnehmen dürfen, haben von diesem Recht keinen Gebrauch gemacht.
„Wählerströme“ zwischen zwei Wahlen
Alle Zahlen beruhen auf der Schätzung von Infratest dimap über die sogenannten „Wählerströme“ zwischen zwei Wahlen. Dabei wird berücksichtigt, dass sich die Wählerschaft zwischen zwei Wahlen verändert, und zwar durch Zuzug und Wegzug von Wählern sowie durch neue Jahrgänge (Erstwähler) und den Tod ehemaliger Wähler. Weiterhin bezieht Infratest dimap die Gruppe der Nichtwähler in die Bilanz mit ein.
Die Annahmen über Größenordnung und Wahlverhalten dieser Gruppen beruhen auf amtlichen Repräsentativstatistiken der letzten Wahl, Bevölkerungsstatistiken, repräsentativen Vorwahlerhebungen und der Nachwahlbefragungen von Infratest dimap.
https://www.welt.de/politik/deutschland/article158243470/An-wen-die-grosse-Koalition-ihre-Stimmen-verlor.html