Viele Baumgiganten sind teils mehr als 2000 Jahre alt und erreichen Höhen von mehr als 100 Meter. Doch die Riesen künftig zu schützen wird zur Herausforderung. Zu rasant wandele sich ihre Umwelt.
Kalifornische Redwoods, in Deutschland auch als Mammutbäume bekannt, wachsen in den Wäldern der westlichen USA. Doch die Bäume sind nicht nur riesig – sie speichern auch viel Kohlendioxid. Foto: pa
Ob Mammutbäume in Kalifornien, Baobabs in Madagaskar oder Eukalyptus-Arten in Australien: Baumriesen mit gewaltigen Lebensspannen gibt es in vielen Regionen der Erde. Doch wie schützt man etwas, das Tausende Jahre alt werden kann?
Gerade angesichts des Klimawandels sei das eine große Herausforderung, mahnen australische Forscher im Fachmagazin „Trends in Ecology & Evolution„. „Um die großen, alten Bäume erhalten zu können, wird eine Vielzahl bisher ungelöster Herausforderungen zu meistern sein.”
Wie gewaltig die zu bedenkenden Zeiträume seien, verdeutliche die Spanne der ältesten bekannten Messreihe überhaupt: Der Feldversuch im englischen Rothamsted umfasse gerade einmal 170 Jahre.
Zudem gebe es zwar viele Studien zu einzelnen Vorkommen solcher Giganten, es fehle aber an einheitlichen Definitionen, globalen Bestandsaufnahmen und Erklärungen, warum sie gerade an diesen Stellen und nicht woanders wachsen.
Künftig müssten nicht nur die Gebiete geschützt sein, in denen aktuell Baumriesen stehen, sondern auch solche, in denen die nächste Generation am wahrscheinlichsten gedeihen werde.
Mit dem Klimawandel gingen längere Dürreperioden, mehr invasive Arten, neue Pathogene und die Zerstückelung von Lebensräumen einher, schreiben David Lindenmayer von der Australian National University in Canberra und William Laurance von der James Cook University in Cairns. Hinzu kämen die physikalischen Anforderungen des Riesenwachstums wie der Wassertransport bis hoch zur Spitze und das Standhalten bei Stürmen.
Sich rasch wandelnde Lebensräume werden zur Gefahr
Ein Beispiel: Küstenmammutbäume (Sequoia sempervirens), Redwoods genannt, sind auf den typischen Sommernebel an der Küste Kaliforniens angewiesen. Er hilft ihnen, in den niederschlagsarmen Sommern ihren Wasserverlust einzuschränken.
Eine Studie hat gezeigt, dass sich die Nebelstunden in den vergangenen 100 Jahren deutlich verminderten. Mögliche Folge sei Trockenstress für die teils mehr als 2000 Jahre alten Bäume, berichteten US-Forscher im Fachmagazin „PNAS„. „Mit nachlassendem Nebel werden die Mammutbäume nicht gleich aussterben, aber womöglich werden weniger neue Bäume nachwachsen”, hieß es zu den möglichen Folgen.
„Wir haben es mit Organismen zu tun, die sich in langen Zeiträumen ökologischer Stabilität entwickelt haben, und das wird zu einem wirklich raren Gut in der Welt, in der wir leben”, sagt Laurance. Mit sich rasch wandelnden, vom Menschen veränderten Lebensräumen kämen die Baumriesen nicht gut klar. „Der Klimawandel wird zur Folge haben, dass solche Bäume in einigen Regionen nicht mehr die zuvor übliche Größe erreichen”, ist Lindenmayer überzeugt.
Versorgung ist nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten kaum möglich
Besonders groß zu sein hat für einen Baum viele Vorteile: Er schnappt anderen Pflanzen Licht weg, übertrumpft sie bei der Konkurrenz um Wasser und Nährstoffe, kann weit mehr Samen und damit Nachwuchs erzeugen als ein kleinerer Verwandter. Derzeit größtes Exemplar weltweit ist ein über 115 Meter hoher Küstenmammutbaum.
Viel mehr als 100 Meter hoch können Bäume unter heutigen Umweltbedingungen kaum werden, nehmen Forscher an, weil die Versorgung der Krone dann nach physikalischen Gesetzmäßigkeiten kaum noch möglich ist.
Zu den größten Arten weltweit zählen neben Küsten- und Riesenmammutbaum (USA) der Riesen- und der Rutenförmige Eukalyptus (Australien) sowie der Philippinische Palisander (Petersianthus quadrialatus). In Afrika zählen die Affenbrotbäume Madagaskars, auch Baobab genannt, zu den mächtigsten und ältesten Bäumen.
Die jeweils größten, ältesten Bäume in einem Gebiet beeinflussten die Wasser- und Nährstoffverteilung innerhalb der Pflanzengemeinschaft und böten Tieren Futter und Schutz, heißt es im Beitrag weiter. „Sie sind die Brotkörbe, die Supermärkte des Waldes”, sagt Laurance.
Als ökologisch sehr wichtige Gruppe von Organismen benötigten sie spezielle Fürsorge und Behandlung. „Wir müssen sicherstellen, dass wir langfristig denken, um der Art und Weise zu entsprechen, in der diese Bäume seit Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden existieren.”
Große, alte Bäume zählen zu den größten und langlebigsten Organismen dieser Erde überhaupt. Ihre Bedeutung für den Menschen gehe über die ökologische Rolle in der Natur weit hinaus, betont das Forscherduo.
„Sie haben in der menschlichen Psyche eine besondere Stellung, tauchen oft auf Bildern, in Büchern und Filmen sowie anderen kulturellen Darstellungen auf.” Umso wichtiger sei es, den Giganten eine Zukunft zu geben.
http://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article154737146/Wie-schuetzt-man-etwas-das-Tausende-Jahre-lebt.html