Ein Video mit vulgären Äußerungen von Donald Trump über Frauen aus dem Jahr 2005 sorgt in den USA für Wirbel.
  • Darin erzählt der US-Präsidentschaftskandidat unter anderem, wie er versucht habe, eine verheiratete Frau zu verführen.
  • Trump hat sich mittlerweile entschuldigt. Politanalysten zufolge könnte ihm das Video im Wahlkampf noch sehr schaden.

Zwei Tage vor der nächsten TV-Debatte der US-Präsidentschaftskandidaten sorgt ein Video mit vulgären und frauenfeindlichen Äußerungen von Donald Trump für Wirbel. Darin brüstet er sich, dass man es sich als Berühmtheit erlauben könne, Frauen ungefragt zu küssen und ihr Geschlechtsteil zu begrapschen: „Wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich ran“, ist Trump in dem Video prahlerisch zu hören. „Du kannst alles machen.“

Er erzählt im Gespräch mit einem Fernsehmoderator auch, dass er versucht habe, eine verheiratete Frau zu verführen – aber dabei scheiterte. Das Video entstand im September 2005, nur Monate nach Trumps Hochzeit mit Melania, seiner dritten und auch jetzigen Ehefrau. Er fährt dann fort, dass er sich „automatisch“ zu schönen Frauen hingezogen fühle. „Ich fange einfach an, sie zu küssen…Ich warte nicht einmal…“ Die Formulierungen waren teilweise so drastisch, dass in den US-Nachrichtensendungen gleich mehrere Worte durch einen Piepton ersetzt wurden.

Der Präsidentschaftskandidat äußert sich in dem Video, das am Freitag von der „Washington Post“ veröffentlicht wurde, privat in einem Gespräch mit dem Moderator der Infotainment-Fernsehsendung „Access Hollywood“. Offenbar trug er dabei ein Funk-Mikrofon.

Politische Analysten erklärten in ersten Kommentaren, dass die Enthüllung Trump möglicherweise als Kandidaten erledigen werde. „Das war es für ihn“, „er ist erledigt“, „davon erholt er sich nicht mehr“, „das hat das Fass zum Überlaufen gebracht“, „ein politisches Erdbeben“, „sehr, sehr explosiv“ – so lauteten erste Einschätzungen vieler Moderatoren und Kommentatoren.

Wahlkampfauftritt mit Trump abgesagt

Der Republikaner selbst sprach in einer schriftlichen Erklärung von lange zurückliegenden Äußerungen, wie sie Männer in Unkleideräumen machten. Bill Clinton habe mit ihm auf dem Golfplatz in weitaus schlimmerer Weise gesprochen.  „Ich entschuldige mich, wenn ich jemanden beleidigt habe.“

Später muss ihm und seinem Kampagnenteam das Ausmaß der Peinlichkeiten bewusst geworden sein. „Ich habe es gesagt. Es war falsch. Ich entschuldige mich“, sagte Trump in einer Videoaufzeichnung, die seine Wahlkampfzentrale in der Nacht zu Samstag veröffentlichte. „Ich verspreche, in der Zukunft ein besserer Mensch zu sein“, erklärte der Immobilien-Milliardär, der schon in der Vergangenheit mehrfach mit chauvinistischen Kommentaren aufgefallen war. „Ich habe törichte Dinge gesagt.“ Er habe zwar nie behauptet, eine perfekte Person zu sein. Das Gesagte sei aber nicht typisch für ihn.

Trumps demokratische Rivalin Hillary Clinton nannte Trumps Bemerkungen in dem Video „schrecklich“. „Wir dürfen es nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird“, so Clinton.

Selbst Republikaner sind stocksauer

Auch aus seiner eigenen Partei ist die Empörung groß. Der einflussreiche Republikaner Paul Ryan, Sprecher des US-Repräsentantenhauses, zeigte sich schockiert. Es werde ihm übel von dem, was er in dem Video höre, sagte Ryan. Der Wisconsin vertretende Ryan fügte hinzu, Trump werde anders als geplant nicht an einer Veranstaltung in dem Staat am Samstag teilnehmen. Er wird von seinem Vizepräsidentschaftskandidaten Mike Pence vertreten.

Der Mehrheitsführer im US-Senat, der Republikaner Mitch McConnell, bezeichnete Trumps Worte als „abstoßend“. Trump müsse sich „direkt bei allen Frauen und Mädchen entschuldigen“. Reince Priebus, Vorsitzender des Republican National Committee, sagte: „Niemals sollte eine Frau so beschrieben oder so über sie gesprochen werden. Niemals.“ Trump war bereits wiederholt wegen frauenfeindlicher oder sexistischer Sprüche aufgefallen.

Trump hatte den Mann der Präsidentschaftskandidatin, Bill Clinton, wiederholt wegen seiner früheren Untreue gegenüber Hillary angegriffen. Er hatte auch angedeutet, er könnte dieses Thema bei der zweiten Fernsehdebatte mit Hillary Clinton am Sonntag zur Sprache bringen.

Clinton führt in der jüngsten Reuters/Ipsos-Umfrage zur US-Präsidentenwahl mit fünf Prozentpunkten vor ihrem republikanischen Rivalen.

https://www.welt.de/politik/ausland/article158632906/Wenn-du-ein-Star-bist-dann-lassen-sie-dich-ran.html