Wladimir Putins Aversion gegen Hillary Clinton ist bekannt. Der russische Präsident soll sich in den amerikanischen Wahlkampf eingeschaltet haben, um die demokratische Kandidatin zu schädigen und Donald Trump ins Amt zu verhelfen. Doch Putin scheint auch Trump nicht wirklich über den Weg zu trauen. Das zumindest belegen die neuesten Wirtschaftsdaten aus Moskau. Danach hat die russische Notenbank im Februar die Goldreserven um weitere 9,3 Tonnen aufgestockt. Der Bestand liegt nun bei mehr als 1650 Tonnen, so hoch wie seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr.

Die Käufe lassen nur einen Schluss zu. Der Kreml möchte die ökonomische Übermacht Amerikas und Europas brechen. Anders als der Dollar oder der Euro ist Gold eine staatenlose Währung. Hier hat keine Regierung das Sagen, weshalb das Edelmetall auch gern von autoritären Herrschern genutzt wird.

Für viele Experten war fraglich, ob Putin auch nach dem Wahlsieg Trumps seine ökonomische Abhängigkeit von Amerika weiter zurückfahren würde. Die jüngsten Zahlen lassen daran nun keinen Zweifel mehr zu. Seit November hat er den Staatsschatz um 72 Tonnen ausgebaut.

Führte Trump seinen Wahlkampf mit Putins Hilfe?

In den USA stellen sich die Chefs der Geheimdienste erstaunlich offen gegen den Präsidenten. Gegen Donald Trump und sein Team wird ermittelt. Der Vorwurf: Kontakte zu Russland im Präsidentschaftswahlkampf.

Quelle: N24/Paul Willmann

Russland koppelt sich von den USA ab

Tatsächlich hat der Kreml in der vergangenen Dekade still, aber zielstrebig seinen Goldschatz ausgebaut. Das Kaufprogramm wurde während der Präsidentschaft von George W. Bush in den Jahren 2007 und 2008 gestartet und setzte sich in der Ära Barack Obama zwischen 2009 und 2017 fort. Nun sitzt Trump im Weißen Haus, und es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Kreml seine Goldkäufe einstellt. Weder die Finanzkrise 2008 noch die Öl- und Rubelturbulenzen in den vergangenen Jahren konnten Putin davon abhalten, seinen Plan fortzusetzen.

 Auffällig ist, dass die Ankäufe seit dem Ausbruch der Ukrainekrise noch einmal sprunghaft zunahmen. „Es geht nicht um eine Ideologie, es handelt sich um einen strategischen Plan“, sagt Politikberater Rickards.

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Die Intention dahinter lässt sich auch daran erkennen, dass Moskau parallel zu den Goldkäufen seine Bestände an amerikanischen Staatsanleihen stark reduziert hat. Seit 2014 hat Putin US-Treasuries, wie die amerikanischen Schuldtitel an den Märkten genannt werden, im Volumen von 60 Milliarden Dollar verklappt, wie aus Daten des Finanzinformationsdiensts Bloomberg hervorgeht.

Inzwischen hält Russland nur noch amerikanische Staatsanleihen von 86 Milliarden Dollar, knapp 100 Milliarden weniger als zu einstigen Hochzeiten. Gehörte der Kreml einstmals mit zu den größten Gläubigern der USA, findet sich Moskau inzwischen nicht mal mehr unter den größten zehn Kreditgebern Amerikas wieder.

Selbst Irland, die Schweiz oder Brasilien haben Amerika mehr Geld geliehen als Russland. Damit hat sich Putin weiter von Amerika abgekoppelt. In Zeiten wackeliger Bankbilanzen und geopolitischer Turbulenzen ist nämlich derjenige der Schwache, der Kredite vergibt, und nicht mehr der, der das Geld bekommen hat.

Die Machtpole verschieben sich Richtung Osten

Gold ist auch eine Art Versicherung für Putin. Das Metall ist weltweit anerkannt und nicht beliebig vermehrbar. Staaten, die Gold kaufen, verlieren zwar ein Stück Flexibilität, denn die Barren kann man nicht so einfach verschieben wie amerikanische Staatsanleihen. Auch werfen sie keine Zinsen ab – im Gegenzug schützen sie aber gegen das Auf und Ab der Devisenmärkte.

Der Goldkauf zeigt, welche Machtpolitik Putin in Wahrheit betreibt. Warum sollte jemand, der an Entspannung und Frieden glaubt, die Krisenwährungsreserven vergrößern?

Quelle: Infografik Die Welt

Auch andere Länder haben das Vertrauen in den Dollar und die US-Politik verloren und suchen ihre Unabhängigkeit in Gold. So hat auch China seinen Bestand an amerikanischen Staatsanleihen stark zurückgefahren und den Edelmetallhort aufgebaut. Peking verfügt mit 1842 Tonnen über den sechstgrößten Goldschatz der Welt. Ein Teil wurde aus dem Verkauf von US-Staatsanleihen finanziert. Seit 2014 hat die Kommunistische Partei US-Treasuries im Volumen von 300 Milliarden Dollar verscherbelt und 775 Tonnen Gold erworben.

Zusammen halten Russland und China nunmehr knapp 3500 Tonnen Gold, 1500 Tonnen mehr als noch 2013. Beide haben Staatsanleihen im Volumen von 400 Milliarden Dollar verramscht. Finanziell betrachtet heißt das nichts anderes, als dass sich die Machtpole weiter von Amerika weg gen Osten verschieben. Selbst der ehemalige US-Notenbankchef Alan Greenspan hatte jüngst Verständnis für die mächtigen Umschichtungen in den Portfolios großer Staaten bekundet. „Gold ist die ultimative Versicherungspolitik“, so Greenspan in der Zeitschrift „Goldinvestor“.

https://www.welt.de/finanzen/article163059455/Was-wirklich-hinter-dem-Goldkauf-Russlands-steckt.html