Für Ilkay Gündogan wiederholt sich ein Albtraum. Durch seine schwere Knieverletzung verpasst er erneut ein großes Turnier. Wie lange er ausfällt, bleibt offen. Genau wie der Wechsel zu Manchester City.

Was wird nun aus Gündogans Wechsel zu Guardiola?

Die Tragweite der Meldung ist groß, deshalb wollte Borussia Dortmund ganz sichergehen. Am Freitag um zwölf Uhr, als Thomas Tuchel seine turnusmäßige Pressekonferenz im Hinblick auf das bevorstehende Bundesligaspiel bei Eintracht Frankfurt abhielt, wurde lediglich erklärt, dass Ilkay Gündogan am Knie verletzt sei. Es ließe sich weder über die Schwere der Verletzung etwas sagen noch über die Dauer der Ausfallzeit für den Nationalspieler. Es sollten noch Untersuchungen abgewartet werden.

Wenige Stunden später gab es dann traurige Gewissheit: Gündogan hat sich am Dienstag im Training die Kniescheibe ausgerenkt, er fällt nicht nur für den Rest der Saison aus, sondern auch für die Europameisterschaft im Juni und Juli.

Diese Kunde ist ein weiterer Tiefschlag für den Mittelfeldstrategen, der bereits die Weltmeisterschaft 2014 wegen einer Verletzung verpasst hatte. Kaum etwas hatte Gündogan in den vergangenen Monaten mehr beflügelt als die Aussicht darauf, in Frankreich für die deutsche Nationalelf ein großes Turnier zu spielen.

Hiobsbotschaft für Löw

„Das ist natürlich ein Rückschlag für uns alle, vor allem aber ist es ganz bitter für Ilkay selbst”, sagte Bundestrainer Joachim Löw, der mit dem Dortmunder fest geplant hatte. „Nachdem er schon in Brasilien gefehlt hatte, verpasst er nun die EM, für die er sich so viel vorgenommen hatte. Er war in einer sehr guten Verfassung. Mit seiner Dynamik, seiner Übersicht, seinen strategischen Fähigkeiten hat er eine zentrale Rolle in unseren Planungen gespielt.”

Löw erhielt am Freitag aber noch eine Hiobsbotschaft, denn auch Sami Khedira hat sich verletzt und muss pausieren. Der Mittelfeldspieler von Juventus Turin wird wegen einer Zerrung im linken Wadenmuskel die zwei verbleibenden Saisonspiele in der Serie A verpassen, teilte der italienische Rekordmeister mit.

Von medizinischen Tests wird abhängig gemacht, ob Khedira im Pokalfinale gegen den AC Mailand am 21. Mai zum Einsatz kommen kann. Ungewiss ist auch, ob er rechtzeitig zum Start der EM-Vorbereitung wieder einsetzbar ist. Am 23. Mai beginnt das Trainingslager in der Schweiz.

Psychischer Tiefpunkt

Für Gündogan setzt sich die Serie schwerwiegender Verletzungen, die der 25-Jährige in seiner Karriere bereits erleiden musste, fort. Mal zwickte der Oberschenkel, dann die Adduktoren, mal prellte er sich den Mittelfuß, dann streikten die Lendenwirbel. Im August 2013 zog er sich eine komplizierte Rückenstauchung zu, die lange Zeit nicht diagnostiziert werden konnte.

In der Folge begab sich Gündogan auf eine Ärzte-Odyssee. Aus Wochen wurden Monate, schließlich fiel er über ein Jahr aus (403 Tage, 88 Spiele). Das Verpassen der WM war für ihn der psychische Tiefpunkt. Während die Nationalmannschaftskollegen den Titel in Brasilien holten, konnte er nur zuschauen.

Es sei „das Schlimmste” überhaupt gewesen, dass er die Spiele nur im Fernsehen verfolgen konnte, sagte er damals: „Es bleibt ein bitterer Beigeschmack. Denn ich wäre ja wohl dabei gewesen und wäre jetzt wohl Weltmeister. Ich habe ein großes Turnier verpasst. Das ist kein gutes Gefühl.”

Wechsel zu Guardiola in Gefahr?

Doch es war nicht nur eine verpasste WM, die Gündogans Karriereplanung durcheinanderwarf: Auch ein von ihm nie ausgeschlossener Wechsel zu einem europäischen Spitzenverein ließ sich im Sommer 2014 nicht realisieren – wohl als Folge der Verletzung. Stattdessen verlängerte er seinen 2015 auslaufenden Vertrag mit dem BVB damals um ein Jahr, weil er sich nicht imstande sah, eine langfristige Entscheidung über seine Zukunft zu treffen.

Im Jahr darauf, Gündogan konnte mittlerweile wieder spielen, wiederholte sich das Szenario: Gündogan verlängerte bis 2017 in Dortmund. Die Grundsatzentscheidung über seine Zukunft wurde erneut vertagt.

Die sollte nun in diesem Sommer fallen: Gündogan, das ist kein Geheimnis mehr, zieht es zu Manchester City, dem kommenden Verein von Bayern-Trainer Pep Guardiola. Nach Medienberichten aus England soll er bereits Einigung mit Manchester erzielt haben. Vollzogen ist der Wechsel allerdings noch nicht.

Welche Auswirkungen die Knieverletzung eventuell auch auf Gündogans langfristige Zukunftsplanung haben wird, bleibt abzuwarten. Wie lange der Mittelfeldspieler insgesamt ausfällt, hängt vom Heilungsverlauf ab und davon, ob Begleitschäden im Knie entstanden sind. Es steht zu wünschen, dass ihm eine weitere langwierige Odyssee dieses Mal erspart bleibt.

http://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article155110607/Was-wird-nun-aus-Guendogans-Wechsel-zu-Guardiola.html