Das Ausscheiden von Ted Cruz aus den republikanischen Vorwahlen ebnet Donald Trump den Weg zur Nominierung. Den Republikanern droht, nicht nur das Weisse Haus erneut an die Demokraten zu verlieren.

Warum Clinton jetzt zur Hoffnungsträgerin wird
Ein Mitarbeiter der Wahlkampagne von Ted Cruz beim Aufräumen der Bühne nach dessen Auftritt nach der verlorenen Vorwahl in Indiana. (Bild: Michael Conroy / AP )

Ted Cruz hatte noch einmal alles gegeben: Er war eine Allianz mit seinem Kontrahenten John Kasich eingegangen, um Donald Trump jede Stimme abzuluchsen. Er verblüffte die Medien, indem er plötzlich seine Kandidatin für das Amt des Vizepräsidenten verkündete. Zuletzt nannte er Trump öffentlich einen pathologischen Lügner in der Hoffnung, dessen Anhängern die Augen zu öffnen.

Es hat alles nichts genutzt: Nach einer beschämend heftigen Niederlage in Indiana hat der Senator aus Texas sich am späten Dienstagabend aus den Vorwahlen zurückgezogen. Er hat eingesehen: Trumps Rückhalt in der republikanischen Basis ist nicht zu brechen.

Keine Alternative mehr

Damit gibt es keine ernsthafte Alternative mehr zu Donald Trump. Er wird sich in den kommenden Wochen das Gros der nun verbleibenden 445 Delegierten sichern und damit auf die notwendigen 1237 Stimmen kommen, um am republikanischen Parteikonvent im Juli zum offiziellen Kandidaten gekürt werden.

Es dürfte der grösste Erfolg sein in der Karriere des Milliardärs. Was vor knapp einem Jahr unmöglich schien, hat Trump tatsächlich geschafft – der Partei von Abraham Lincoln seinen Markenstempel aufzudrücken. Es schmälert seine Leistung, dass er dafür die Ängste der Bürger schürte, Minderheiten und Frauen beleidigte sowie notorisch Lügen verbreitete.

Damit stehen die Kandidaten beider Parteien nahezu fest, denn Bernie Sanders müsste – trotz seinem Sieg in Indiana – bei den verbleibenden Vorwahlen 84 Prozent der Delegierten für sich gewinnen, um Clinton die Nominierung zu entreissen. Derzeit liegt sein Schnitt bei knapp 40 Prozent. Somit dürfte es 2016 heissen: Clinton gegen Trump.

Grosses Risiko für Republikaner

Für die Republikanische Partei sind das schlechte Nachrichten. Im direkten Vergleich ist Trump Clinton klar unterlegen. In der jüngeren amerikanischen Geschichte gibt es keinen Kandidaten, der ähnlich unbeliebt war: 65 Prozent der Amerikaner haben eine schlechte Meinung über ihn, noch mehr sind es unter jungen und unter hispanischen Wählern. Mit Trump als Kandidaten droht der «Grand Old Party» nicht nur, dass das Weisse Haus für weitere vier bis acht Jahre in der Hand der Demokraten bleibt. Die Partei könnte auch die Mehrheit im Senat verlieren, da dort ausgerechnet diesen Herbst die Sitze zahlreicher Republikaner zur Disposition stehen. Und auch im Supreme Court droht ein demokratisches Übergewicht, wenn eine Präsidentin Clinton die Vakanz füllen würde, die durch den Tod von Richter Antonin Scalia entstanden ist.

Für die Demokratische Partei und Hillary Clinton ist der Wahlausgang in Indiana eine gute Nachricht. Erstens kann sie sich nun auf Trump als Kontrahenten einstellen und muss nicht mehr die «contested convention» abwarten. Zweitens erhöht Trump als Widersacher Clintons Chancen auf einen Sieg. Ihre Schwächen – die Verkörperung des «Establishments», die Verbindungen zur Wall Street, ihr Ruf als unaufrichtige Politikerin – verblassen angesichts der Möglichkeit, dass Trump der 45. amerikanische Präsident werden könnte. Plötzlich steigt ausgerechnet sie zur Hoffnungsträgerin des Landes empor.

Clintons Defizite bleiben

Doch Clintons Sieg bei der Präsidentenwahl ist keineswegs eine sichere Sache. Wenn Donald Trump eines bewiesen hat, dann dass er für Überraschungen gut ist und Erwartungen zu übertreffen vermag. Auch verkörpert er in den Augen vieler Wähler das, woran es Clinton am meisten fehlt – Authentizität. Angesichts des verbreiteten Verdrusses über politische Eliten ist somit offen, wie viele ehemalige Sanders-Anhänger in das Trump-Lager wechseln werden.

Nur eines scheint mit Blick auf die Wahlen am 8. November sicher: Unterschiedlicher könnten die beiden diesjährigen Kandidaten kaum sein.

http://www.nzz.ch/international/praesidentschaftswahlen-usa/us-praesidentenwahlen-2016-heisst-es-clinton-vs-trump-ld.17996