Über das, was von uns bleiben wird

Von Anna Kemper

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Helene Fischer
© Andreas Lander / dpa
ZEITmagazin Nr. 1/2016 4. Januar 2016

In ferner Zukunft. Unsere Zivilisation ist längst untergegangen, nur wenig ist über sie bekannt. Da graben Archäologen ein Zeitdokument aus: die Liste mit den häufigsten Google-Suchen 2015 in Deutschland. Ein Schatz. Aber was verrät er den Zukunftsmenschen über uns?

Archäologe 1: „Fangen wir bei den Personen an: Welche Namen wurden damals am häufigsten gegoogelt?”

Archäologe 2: „Top Ten: Helene Fischer, Michael Schumacher, Daniela Katzenberger, Helmut Schmidt, Mandy Capristo, Heidi Klum …”

Archäologe 3: „Schmidt, das wissen wir aus anderen Quellen, war Politiker.”

Archäologe 2: „Dann handelt es sich bei den anderen sicher auch um Politiker.”

Archäologe 1: „Die Regierung!”

Archäologe 3: (nickt) „Diese Fischer auf Platz eins – vermutlich die Präsidentin.”

Archäologe 1: „Wie geht es weiter?”

Archäologe 2: „Andreas Bourani, Sarah Connor, Bushido und, äh, Gronkh.”

Archäologe 1: „Gronkh?!”

Archäologe 3: „Was ist das? Ein Name?”

Archäologe 2: „Gronkh soll jemand gewesen sein, dem Millionen dabei zusahen, wie er im Internet Computerspiele spielte. Das machte man damals.”

(betretenes Schweigen)

Archäologe 1: „Was haben wir noch?”

Archäologe 2: „Ein paar der häufigsten Fragen: Wie alt bin ich? Wie spät ist es? Wie heißt du?”

Archäologe 3: „Erschütternd.”

Archäologe 1: „Eine dunkle Welt …”

Archäologe 2: „Dann gibt es noch eine Frage, bei der wir ratlos sind, was sie bedeutet: Was ist Pegida?”

Archäologe 3: (nachdenklich) „Dem Klang nach vielleicht … Fußpilzcreme?”

Archäologe 1: „Ich tippe auf Margarine.”

Archäologe 2: „Ebenfalls rätselhaft die Frage: Was sind Pastinaken?”

Archäologe 1: „Pastinaken, Pastinaken … Haben wir nicht andere Dokumente von 2015, die belegen, dass damals viele Flüchtlinge nach Deutschland kamen?”
Dieser Artikel stammt aus dem ZEITmagazin Nr. 1 vom 30.12.2016.
Dieser Artikel stammt aus dem ZEITmagazin Nr. 1 vom 30.12.2016. Hier können Sie die aktuelle Ausgabe lesen.

Archäologe 2: „Stimmt, da gab es ein paar kommentarhafte Texte, in denen davon die Rede war, dass sie Arbeitsplätze wegnähmen und vollkommen andere kulturelle Wurzeln hätten …”

Archäologe 1: „Die Pastinaken!”

Archäologe 3: (begeistert) „Natürlich!”

Archäologe 1: „Eine Sensation, dieses Dokument! Was haben wir noch?”

Archäologe 2: „Eine der am häufigsten gegoogelten Frage: Was ist Liebe?”

Archäologe 1: „Ich würde sagen: Kein Wunder, dass die ausgestorben sind.”

Forrás: http://www.zeit.de