Anschläge in Brüssel
Täter aus der Pariser Terrorzelle
Zwei Selbstmordattentäter von Brüssel gehörten zur Zelle der Paris-Attentäter.
Das betätigte die belgischeStaatsanwaltschaft.
Die belgische Polizei veröffentlichte dieses Bild einer Überwachungskamera des Brüsseler Flughafens, der drei Terrorverdächtige zeigen soll. (Bild: Reuters)
Die Attentäter von Brüssel mussten schnell handeln, weil ihnen die Polizei auf der Spur war. Dieser Verdacht schien sich am Mittwoch zu bestätigen. Laut der belgischen Staatsanwaltschaft handelt es sich bei zwei Selbstmordattentätern um die Brüder Khalid und Ibrahim al-Bakraoui. Der 27-jährige Khalid soll unter falschem Namen die Wohnung in Brüssel gemietet haben, in der belgische und französische Polizisten am Dienstag der Vorwoche den Paris-Attentäter Salah Abdeslam aufspüren konnten. Auch das Versteck in Charleroi, in dem sich Abdeslam und andere Paris-Attentäter vor dem Anschlag vom 13. November aufgehalten hatten, wurde von Khalid gemietet.
Die belgischen Ermittler konnten die Brüder aufgrund ihrer Fingerabdrücke identifizieren. Zudem haben sie in einem Abfallkübel einen Computer sichergestellt, auf dem sie ein Testament von Ibrahim Bakraoui fanden. Darin erklärt er, dass er sich nicht mehr sicher und gehetzt fühle. Er wisse nicht mehr, was tun , um nicht in einer Gefängniszelle zu enden. Dies stützt die These, dass die belgische Polizei nach der Verhaftung von Salah Abdeslam dessen Terroristenzelle dicht auf den Fersen war.
Nach den Anschlägen hat die belgische Polizei bis Mittwoch Nachmittag fünf Hausdurchsuchungen vorgenommen. Bei einer davon wurden grössere Mengen an Sprengstoff gefunden.
Als Kriminelle bekannt
Die zwei Bakraoui-Brüder waren der Polizei bekannt. Im Oktober 2010 wurde Ibrahim laut belgischen Medien von einem Gericht verurteilt, nachdem er mit einer Kalaschnikow auf Polizisten geschossen hatte. Der 30-jährige Ibrahim hatte mit einem Komplizen eine Wechselstube überfallen. Nach der Tat flüchteten die Räuber in einem Auto. Ibrahim eröffnete das Feuer auf sie verfolgende Polizisten und verletzte dabei einen Beamten. Ibrahim Bakraoui wurde deshalb zu neun Jahren Gefängnis verurteilt, tauchte jedoch unter. Sein Bruder Khalid wurde 2011 zu einer Gefängnisstrafe wegen Autodiebstahls verurteilt. Bei seiner Verhaftung waren er und seine Komplizen im Besitz von Kalaschnikows.
Ibrahim Bakraoui sprengte sich am Dienstag am Brüsseler Flughafen in die Luft. Er ist der Mann in der Mitte auf dem Foto, das die Behörden von einer Überwachungskamera am Flughafen veröffentlichten. Khalid Bakraoui zündete seinen Sprengstoffgürtel an der Metrostation Maelbeek.
Weitere Attentäter flüchtig
Die beiden andern Männer auf der Foto vom Flughafen konnte die Polizei bisher nicht eindeutig identifizieren. Belgische Medien berichteten, dass es sich bei der einen Person, sie trägt einen Hut, um Najim Laachraoui handeln könnte, der 2013 nach Syrien gereist war. Laut der belgischen Staatsanwaltschaft hat der Mann mit dem Hut einen grossen Sack mit einer Bombe im Flughafen deponiert. Dies sei der mächtigste Sprengsatz gewesen. Er explodierte aber erst, als die Sprengstoffexperten der Polizei bereits vor Ort waren. Es habe dadurch aber keine weiteren Verletzte gegeben.
DNA-Spuren des 25-jährigen Laachraoui waren schon auf Sprengstoff gefunden worden, der bei den Attentaten vom November in Paris eingesetzt worden war. Im vergangenen September war Laachraoui gemeinsam mit Salah Abdeslam an der österreichisch-ungarischen Grenze kontrolliert worden. Er wies sich dabei mit falschen Papieren als Soufiane Kayal aus. Unter diesem Namen wurde ein Haus in Auvelais gemietet, wo die Jihadisten das Attentat von Paris vorbereitet hatten. Die Ermittler gehen davon aus, dass Laachraoui am 13. November in telefonischem Kontakt mit den Attentätern stand.
Belgische Medien meldeten am Mittwoch zunächst, Laachraoui sei am frühen Morgen bei einer Hausdurchsuchung in der Region Anderlecht verhaftet worden. Am Nachmittag zogen sie diese Information zurück; beim Festgenommenen handle es sich nicht um den gesuchten Najim Laachraoui. Zum Kreis der möglichen Terroristen wird auch Mohammed Abrini gezählt. Zwei Tage vor den Attentaten in Paris wurde er gemeinsam mit Abdeslam an einer Tankstelle in einem Renault Clio gefilmt. Dieses Auto wurde später bei den Pariser Anschlägen eingesetzt.
Forrás: www.nzz.ch