Die Nachricht scheint nicht neu, doch die Stimmen der Zweifler verlieren an Gewicht: Verarbeitetes und rotes Fleisch auf dem Speiseplan scheinen das Leben vieler Menschen zu verkürzen.

So gefährlich ist der Konsum von rotem Fleisch

Als vor wenigen Monaten die Weltgesundheitsorganisation (WHO) auf die Risiken von verarbeitetem Fleisch aufmerksam gemacht hatte, war der Aufschrei groß. DieKrebsgefahr von Wurst und Schinken auf eine Stufe mit der von Tabakrauchen zu stellen, schien vielen Kritikern doch arg überzogen zu sein. Die Beweiskraft der zitierten Studien wurde von einigen Experten stark angezweifelt.

Doch auch wenn die Fleischindustrie um ihre Gewinne fürchten muss: Weitere Studien scheinen das Statement der WHO zu stützen. In einem Übersichtsartikel, der großangelegte Untersuchungen genauer unter die Lupe genommen hat, sind die Daten von insgesamt mehr als 1,5 Millionen Menschen ausgewertet worden. Das Fazit der Analyse: Wer täglich rotes oder verarbeitetes Fleisch zu sich nimmt, erhöht sein Sterberisiko.

Orientierung für Ärzte

Die Autoren des Artikels wollten mit ihrer Auswertung Allgemeinmedizinern verlässliche Daten liefern, die bei der Ernährungsberatung von Patienten helfen sollten. Mittlerweile verdichten sich die Hinweise, dass die gesündeste Ernährungsweise weitestgehend ohne tierische Produkte auskommt und möglichst viel pflanzliche Kost verzehrt werden sollte.

Brookshield Laurent vom New York Institute of Technology, College of Osteopathic Medicine, betont, dass er eine Binsenweisheit bestätigt sieht: Unser tägliches Essen hat enorme Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Es kann schädigen, aber auch heilen. Essen bekommt somit auch einen Stellenwert als Präventionsmaßnahme, eine Idee, die auch in der Osteopathie verfolgt wird.

Gefahr durch rotes Fleisch

In einer Studie aus dem Jahr 2014 fanden die Forscher einen steilen Anstieg der Sterblichkeit in der untersuchten Gruppe schon bei einer kleinen Zunahme des Verzehrs von rotem Fleisch. Bei dem Forschungsprojekt wurden eine Million Menschen über einen Zeitraum von 5,5 bis 28 Jahren beobachtet. Dabei erfassten die Wissenschaftler Daten, die sowohl den Konsum von Salami, Schinken und Co. als auch unverarbeitete rote Fleischsorten beinhalteten.

Eine weitere Meta-Analyse mit 1,5 Millionen Menschen, die sich auf Todesfälle durch Herz-Kreislauferkrankungen wie Schlaganfälle und Herzinfarkte fokussierte, konnte nur bei Konsumenten von verarbeitetem Fleisch ein höheres Sterberisiko feststellen. Beide Großstudien zeigen eine klare statistische Signifikanz, zusammengenommen gleichen sie sich auch in ihren Aussagen.

Bereits vor mehr als zehn Jahren ergaben Vergleiche zwischen Viel- und Wenigfleischessern eine geringere Mortalitätsrate bei Fleischverzicht. In der selben Arbeit entdeckten die Forscher zudem Erstaunliches bei den Vegetariern: Wer bereits länger als 17 Jahre das tote Tier vom Speiseplan gestrichen hatte, lebte im Schnitt 3,6 Jahr länger als die Kurzzeitvegetarier.

http://www.welt.de/wissenschaft/ernaehrung/article155118295/So-gefaehrlich-ist-der-Konsum-von-rotem-Fleisch.html