Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist für ihre pessimistische Weltsicht bekannt. Das Institut, zuweilen auch „Orakel von Basel“ genannt, mahnt gern und immer wieder vor allerlei Blasen an den Märkten.

So auch in dem Jahresbericht, den die Dachorganisation der Notenbanken am Sonntag veröffentlicht hat. „Die hohe Verschuldung der privaten Haushalte könnte das Wachstum bremsen, insbesondere wenn höhere Zinssätze zu einem Anstieg der Schuldendienstlast führen“, teilte das Institut mit.

Simulationen von Experten deuteten darauf hin, „dass höhere Zinssätze die Schuldendienstquoten in einigen Ländern auf ein besorgniserregendes Niveau treiben könnten. Dies unterstreicht die Bedeutung einer graduellen, kontinuierlichen Normalisierung der Geldpolitik, aber auch die Gefahr eines allzu langen Abwartens.“

Nach den Statistiken der BIZ liegt die Verschuldung der Haushalte in diversen Industrieländern inzwischen höher als das jährliche Bruttoinlandsprodukt (BIP). In der Schweiz beispielsweise war Ende vergangenen Jahres ein Niveau von 128 Prozent der Wirtschaftsleistung erreicht worden – ein Plus von 22 Prozentpunkten seit 2007. Ebenfalls oberhalb der 100-Prozent-Grenze liegen Australien (123 Prozent), die Niederlande (110 Prozent) und Kanada (101 Prozent).

In Deutschland ist die Verschuldung zurückgegangen

Das BIZ betont, dass die Verschuldungsquoten in diversen Ländern seit Ausbruch der Finanzkrise deutlich zurückgegangen sind. In den USA etwa liegt sie bei 79 Prozent (minus 18 Prozentpunkte seit 2007) und in Spanien bei 64 Prozent (minus 17 Punkte).

Auch in Deutschland ist die Tendenz rückläufig: Betrug die Verschuldung 2007 noch 61 Prozent des BIP, so ist mittlerweile ein Wert von 53 Prozent erreicht – was unter den großen Industrieländern dem zweitniedrigsten Niveau nach Italien (41Prozent) entspricht.

Länder, in denen die private Verschuldung nach der Finanzkrise zurückgegangen ist, „erscheinen vergleichsweise widerstandsfähig“, haben die Berechnungen der BIZ-Ökonomen laut Jahresbericht ergeben.

Die Kluft zwischen Arm und Reich wächst

Immer mehr deutsche Haushalte sind überschuldet. Das geht aus dem Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung hervor. Demnach steigen zwar die Löhne, die Verschuldung aber auch.

Quelle: Die Welt/ Michael Wüllenweber

„In den meisten Fällen“ bleibe die Schuldendienstbelastung „nahe an den langfristigen Durchschnitten“; dies sei sogar in dem Fall zu erwarten, dass die Zinsen am kurzen Ende rasch wieder das Vorkrisenniveau erreichten.

Auf der anderen Seite stünden Länder, bei denen die Verschuldung der privaten Haushalte in den vergangenen Jahren rapide gestiegen sei – und in denen die Belastung durch Verbindlichkeiten schon jetzt über dem historischen Durchschnitt liege.

Szenario schneller Zinsanstiege nicht wahrscheinlich

In diesen Volkswirtschaften würde die Schuldendienstbelastung durch steigende Zinsen noch weiter steigen. „Dies könnte sich als bedeutsame Bremse für Konsum und Wirtschaftsleistung erweisen“, so die BIZ.

In den USA würde selbst im Szenario rascher Zinsanhebungen die Schuldendienstquote bis 2019 kaum über den langfristigen Durchschnitt steigen, zeigen die Berechnungen der Ökonomen. Und in Spanien läge das Verhältnis von Schuldendienst und Einkommen der Haushalte auch nur um einen Prozentpunkt über dem längerfristigen Schnitt, so die Expertenmeinung.

In diversen anderen Ländern dagegen würde die Schuldendienstquote bei rasch steigenden Zinsen schon im übernächsten Jahr deutlich gestiegen sein. In Großbritannien und Kanada zum Beispiel läge die Quote im Jahr 2019 um jeweils rund vier Prozentpunkte über dem historischen Durchschnitt beider Länder. In Australien und Norwegen betrüge die Abweichung sogar etwa sieben Prozentpunkte.

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Einschränkend weist die BIZ darauf hin, dass das Szenario rascher Zinsanhebungen „wahrscheinlich nicht sehr wahrscheinlich“ sei. Außerdem sei unbekannt, ob und wie sehr die lange Phase extrem lockerer und unkonventioneller Geldpolitik makroökonomische Wirkungszusammenhänge verändert habe, schränken die Geldexperten ein.

Generell forderte die BIZ die Politik in ihrem Bericht auf, den aktuellen Aufschwung der Weltwirtschaft zu nutzen. Denn die gute Konjunktur biete „eine Chance zur Stärkung der wirtschaftlichen Widerstandsfähigkeit“.

https://www.welt.de/wirtschaft/article165929028/Orakel-von-Basel-warnt-vor-neuer-Schuldenkrise.html