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Mit Cyberbomben gegen den IS

Im Versuch, den Islamischen Staat mit allen Mitteln zu bekämpfen, greifen die USA die Terrormiliz nun auch im Cyberspace an. Experten werten dies als historischen Schritt in der Kriegsführung.

Mit Cyberbomben gegen den IS
Die USA rüsten sich für eine Kriegsführung im Bereich der Kommunikation. (Bild: cyberwar.news)

Es war eine Kriegserklärung, wie man sie von einem amerikanischen Verteidigungsminister noch nicht gehört hatte: Die USA würden künftig Cyberwaffen einsetzen, um die Kommunikationswege der Terrormiliz Islamischer Staat anzugreifen, kündigte Ashton Carter vor einigen Wochen an, als er die weltgrösste IT-Sicherheits-Messe, RSA Conference, in San Francisco besuchte. Die Terrormiliz solle so unter anderem das Vertrauen in die Zuverlässigkeit ihrer Daten verlieren. Wie genau das amerikanische Militär das erreichen wolle, erläuterte Carter aus «strategischen Gründen» nicht näher.

Doch nun sind Details zu dem Vorhaben bekanntgeworden: Wie die «New York Times» unter Berufung auf Regierungsvertreter berichtet, hat das US Cyber Command erstmals Computernetzwerke angegriffen. Diese seit sechs Jahren bestehende Militäreinheit widmet sich der elektronischen Kriegsführung und untersteht dem Kommando von Michael Rogers, der zugleich Direktor der National Security Agency (NSA) ist. Anders als die NSA, die laut dem Zeitungsbericht seit Jahren die Kommunikation der IS-Extremisten abhört, war das US Cyber Command bisher nicht in den Kampf gegen die Terrormiliz eingebunden, sondern konzentrierte sich auf die Abwehr von Cyberangriffen gegen die USA, die etwa von Nordkorea, China, Russland und Iran ausgehen.

Online-Verhalten imitieren

Nun greifen neu geschaffene Cybereinheiten innerhalb des US Cyber Command die Terrormiliz im virtuellen Raum an. Diese Sondereinsatzkommandos haben sich laut den zitierten Beamten bereits genügend Zugriffe auf die Computer des IS verschafft, dass sie das Verhalten der Milizenführer im virtuellen Raum erlernt haben. Nun wolle man deren Nachrichten fälschen oder so abändern, dass etwa IS-Kämpfer in Gegenden entsandt würden, die gefährdeter seien für Angriffe durch amerikanische Drohnen oder Bodentruppen. Auch könnten Cyberangriffe genutzt werden, um elektronische Geldzahlungen an die Kämpfer auszusetzen. «Wir werfen Cyberbomben», sagte der stellvertretende Verteidigungsminister Robert Work. «Das haben wir noch nie zuvor getan.» Allerdings bleibt abzuwarten, was die angekündigte Cyberoffensive gegen die Terrormiliz tatsächlich auszurichten vermag. Vertreter der Regierung räumten ein, dass der neue Vorstoss auch auf einen PR-Effekt abziele – man wolle die Terrormiliz verunsichern und ihr Vertrauen in die elektronischen Geräte erschüttern.

Der ungewöhnliche Schritt ist als Versuch des amerikanischen Militärs zu werten, auf jeder Ebene gegen die Terrormiliz vorzugehen. Susan Rice, die Sicherheitsberaterin des Präsidenten, sagte unlängst, Computer seien nur eine Waffe im Arsenal, mit dem man den IS bekämpfe. Der Islamische Staat nutze den Cyberspace jedoch auf eine «einzigartige Weise» zur Rekrutierung von Kämpfern, zur verschlüsselten Kommunikation und zur Einsatzkoordination von Syrien bis nach Europa. Laut Medienberichten hatte Präsident Obama im vergangenen Herbst kritisiert, dass die USA zwar für Hunderte von Millionen Dollar Cyberwaffen entwickelt hätten, diese aber nicht im Kampf gegen den IS einsetzten.

Strategischer Kurswechsel

Ungeachtet des noch zu demonstrierenden Erfolgs des Vorhabens ist der Schritt insofern historisch, als die USA bisher keinem Gegner offiziell den Krieg im virtuellen Raum erklärt haben. Noch vor wenigen Jahren stritt das Land öffentlich ab, überhaupt offensive Cyberwaffen zu entwickeln oder in Angriffe auf Computernetzwerke involviert zu sein. Auch weisen die Amerikaner bis heute jede Beteiligung an der Sabotage des iranischen Nuklearprogramms mittels des Computervirus Stuxnet von sich; diese wurde 2010 bekannt, Experten schreiben sie den USA und Israel zu. Cyberangriffe innerhalb eines anderen Landes sind umstritten, etwa weil sie als Verletzung der nationalen Souveränität gelten. Gleichzeitig sind sie aber auch schwer einem Angreifer zurechenbar, weshalb zahlreiche Staaten sie im Verdeckten längst anwenden.

Dass die amerikanische Regierung nun öffentlich über Cyberangriffe spricht, stellt einen Kurswechsel dar. «Jeder wusste, dass wir dazu fähig sind, und der IS als Ziel macht das Vorgehen weniger kontrovers», kommentierte der Terrorismusexperte Peter Singer das Vorgehen der Regierung. «Die Schwelle zum Cyberkrieg wurde nun öffentlich überschritten.»

Forrás: http://www.nzz.ch

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