Gewalt in den Medien trifft auf besonderes Interesse, weil die Medien reale und fiktive Gewalt in einem Ausmaß darstellen, wie es in der Wirklichkeit nicht vorkommt.
Diese konzentrierte Mediengewalt lässt befürchten, dass sie einen schlechten Einfluss auf die Einstellungen oder das Verhalten der Zuschauer oder Computernutzer haben könnte. Deshalb hat sich die Medienwirkungsforschung intensiv mit dem Thema Gewalt auseinandergesetzt – das Spektrum der Untersuchungen reicht von Nachrichtensendungen über Fernsehfilme bis zu Computerspielen.
Wirkungen von Gewaltdarstellungen
Schädliche Auswirkungen durch Gewaltdarstellungen in den Medien befürchtet man vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Neben zunehmenden Konzentrationsstörungen und nachlassenden Schulleistungen wird vor allem ein aggressiveres Verhalten und eine höhere Gewaltbereitschaft erwartet. Infolgedessen wurden zahlreiche Theorien entwickelt und wissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt, um mögliche Wirkungsweisen zu erklären (siehe Teil 2: Theorien in der Praxis). Dabei wurde der Begriff „Gewalt” meist auf körperliche Gewalt beschränkt (siehe Teil 3: Was ist Gewalt überhaupt?).
Gewaltkonsum macht nicht friedlicher
Allgemein kann man die Theorien der Gewaltwirkungsforschung in zwei sich widersprechende Hauptrichtungen aufspalten: Laut der einen führt Gewalt in den Medien zu weniger Gewalt der Nutzer, nach der anderen Richtung wird mehr Gewalt der Mediennutzer erwartet. Sogar innerhalb dieser beiden Erklärungsrichtungen gibt es jeweils widersprüchlich Ansätze. Wissenschaftliche Untersuchungen zu den Theorien konnten aber zumindest etwas Klarheit bringen. So wurden jene Theorien verworfen, die vermuteten, dass Mediengewalt die Aggressivität und Gewaltbereitschaft der Zuschauer oder Computernutzer verringert. In der Gewaltwirkungsforschung überwiegt die Ansicht, dass niemand durch den Konsum von Gewaltdarstellungen friedfertiger wird.
Weitgehend unstrittig ist auch, dass mediale Gewalt in der Lage ist, die Nutzer gefühlsmäßig zu erregen. Außerdem wurde beobachtet, dass sich die Zuschauer und Computernutzer an Gewalt in den Medien gewöhnen, man kann daraus aber nicht auf eine Abstumpfung gegenüber realer Gewalt schließen. Allerdings werden aggressive Verhaltensmuster im Fernsehen oder in Computerspielen umso eher übernommen, wenn der Nutzer ohnehin zur Anwendung von Gewalt neigt und wenn seine wirkliche Lebenssituation dem Vorbild in den Medien ähnelt.
Gewaltkonsum und persönliche Veranlagung
Die Zusammenhänge zwischen dem Konsum von Mediengewalt und der persönlichen Veranlagung der Mediennutzer sind jedoch noch weitgehend ungeklärt. Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass Menschen mit einer Neigung zu aggressivem Verhalten auch gern aggressive Filme oder Computerspiele konsumieren, die dann wiederum deren die Aggressivität steigern. Allerdings kommen wissenschaftliche Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass die durch Gewaltkonsum gesteigerte Aggression schnell wieder abflacht und keinen dauerhaften Einfluss auf die Nutzer hat.
Gewaltkonsum und soziale Einflüsse
Ein hoher Konsum von gewalttätigen Fernsehsendungen und Computerspielen durch Kinder und Jugendliche kann nach Ansicht verschiedenen Wissenschaftler auch ein Anzeichen für soziale Isolation oder Vernachlässigung sein. In einem solchen Fall wäre der Gewaltkonsum nur ein sichtbares Merkmal für tiefer liegende soziale Probleme. Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass das soziale Umfeld (wie Familie oder Freundeskreis) auf Menschen einen deutlich größeren Einfluss hat als die Medien. Dafür spricht auch, dass trotz der gestiegenen Verbreitung von gewalttätigen Filmen und Computerspielen in den letzten Jahrzehnten, die Gewalt bei Jugendlichen in dieser Zeit gesunken ist.
Quelle: ard.de
Bilder: alfahir, mno, mix