Es war abzusehen. Fußball- und Eventkultur, das soll sich nicht vertragen, und so war gerade den Traditionalisten unter den Fußballfans die erstmals durchgeführte Halbzeit-Show im Endspiel um den DFB-Pokal ein Dorn im Auge.
Helene Fischer trat auf. Es wurde ein Desaster. Sobald die Schlagersängerin die Ehrentribüne des Berliner Olympiastadions betreten hatte, ertönte ein gellendes Pfeifkonzert aus dem weiten Rund.
Darauf folgte ein bizarres Schauspiel. Nicht im angekündigten weiß-gelb-halbierten Trikotbastard, der Borussia- und Eintracht-Fans gleichermassen zufrieden stellen sollte, sondern in einem blauen Pulli sang Fischer das eigens für das Finale komponierte Medley. Gleichzeitig und über die fast vollen vier Minuten des Auftritts tobte ein Pfeifkonzert, wie es die verhasstesten Spieler in fremden Stadien nur selten zu hören bekommen.
Pfiffe im Stadion deutlich zu hören – nicht aber im TV
Verzweifelt versuchte der TV-Regisseur, die Übertragung einigermassen würdig über die Bühne zu bringen. Der Unmut der über 75.000 Zuschauer war zwar im Stadion deutlich zu hören, nicht aber bei den übertragenden Sendern ARD und Sky. Der Lärmpegel wurde fürs Fernsehen deutlich nach unten gedreht. Mit einem trotzigen „Dankeschön Berlin!“ beendete die bemitleidenswerte Fischer schließlich ihren Auftritt.
Damit das Fernsehpublikum überhaupt in den Genuss von Fischers Darbietung kam, musste die ARD ihr gewohntes Halbzeitprogramm anpassen. Die Tagesschau lief zwar wie bei Abendspielen üblich in der Halbzeit, aber dauerte nur knappe fünf Minuten. Danach wurde wieder ins Olympiastadion geschalten.
Dort versuchten Moderator Alexander Bommes und Experte Mehmet Scholl in dreißig Sekunden das bisher Geschehene zu analysieren. Als Fischers Auftritt zu Ende war, wurde ein ungeduldiger Bommes eingeblendet, der den Auftritt mit den Worten „schnell zurück zum Sportlichen“ würdigte. Auf Sky löste man die Situation noch etwas drastischer: Mitten im Song schnitt die Regie weg – und zeigte Werbung.
Tatsächlich hat Helene Fischer bereits Erfahrung, wenn es um Auftritte in Fußballstadien geht. 2013 wurde sie für die Party des BVB nach dem Endspiel um die Champions League engagiert, die Stimmung war allerdings nach der Niederlage gegen den FC Bayern kaum mehr zu retten. Unangenehmer als der Auftritt im Olympia-Stadion dürfte jedoch auch die Darbietung damals nicht gewesen sein.
Vielleicht sollten sie beim DFB besser auf Mats Hummels hören. „Es wird schon immer mehr Show außenrum und jetzt auch mittendrin. Ich finde es ehrlich gesagt nicht ganz so berauschend, aber es scheint dazuzugehören“, hatte der Weltmeister gerade nach dem übermäßig inszenierten Saisonfinale seiner Bayern gegen Freiburg gesagt.
Auch Eintracht Frankfurts Sportdirektor Fredi Bobic kritisierte den Helene Fischers Auftritt: „Das hat beim Pokalfinale nichts zu suchen“, sagte er nach dem Spiel. Warum? „Weil wir Fußball spielen und die wahren Fans des Fußballs haben in der Halbzeitpause keine Lust darauf.“
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