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Frauenfänger von Höxter übertreffen alle bösen Befürchtungen

Es ist ja nicht so, dass die Menschen zur Ruhe kommen können in Höxter-Bosseborn. Ganz im Gegenteil.

Was an diesem Dienstagmorgen bekannt wird über die unheimlichen Frauenfänger aus dem hiesigen Saatweg bestätigt nicht nur die düsteren Ahnungen, die in den vergangenen Tagen aufkamen. Was Angelika B., geständige Täterin, den Ermittlungsbehörden in Bielefeld und Paderborn berichtet hat, das übertrifft alle bösen Erwartungen.

Demnach haben Angelika B. und Wilfried W., ein geschiedenes, aber weiterhin eng verbundenes Ehepaar, in den vergangenen sechs Jahren mindestens drei Frauen wochen- und monatelang in ihrem Haus gefangen gehalten, gefoltert und gequält. Zwei davon sind an ihren Verletzungen gestorben, eine dritte kam offenbar, und das ist fast schon ein Wunder, mit dem Leben davon.

Das Schicksal des, nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen, ersten Opfers von Bosseborn ist dagegen so fürchterlich, dass einem noch beim Anhören ihrer Geschichte der Atem stockt. Annika E., 33, aus Niedersachsen, so berichten es die Ermittler am Dienstag in Bielefeld, habe im Sommer 2013 auf eine Zeitungsannonce reagiert, mit der Wilfried B. eine Lebenspartnerin gesucht habe.

Der Mutter des ersten Opfers schickten sie SMS-Nachrichten

E., offenbar sehr einsam – bis auf eine Mutter, die sie selten sah, fast ohne soziale, jedenfalls reale soziale Beziehungen –, zog bald darauf nach Bosseborn, heiratete dort Wilfried W. und wurde danach von ihm und seiner Ex-Frau mehr als ein Jahr lang gefangen gehalten. Der Mutter des Opfers schickten sie vom Handy ihrer Tochter Kurzmitteilungen. Sie solle sich keine Sorgen machen, es gehe ihr gut. Die letzte Nachricht dieser Art erhielt Annika E.s Mutter vor zwei Wochen, also eineinhalb Jahre nach dem Tod ihrer Tochter. Angelika B. hatte sie abgeschickt. „Perfide” nennen die Ermittler dieses Vorgehen.

Die Umstände der Gefangenschaft, die Annika E., die nach der Heirat Annika W. hieß, ertragen musste – gnadenlos. Allein wenn sie das Messer statt rechts links auf den Tisch gelegt habe, habe Wilfried W. sie verprügelt. Oder an die Heizung gefesselt. Sie auf dem Boden schlafen lassen. Ihr die Haare, so die Ermittler, büschelweise ausgerissen. Sie so misshandelt, dass sie Anfang August 2014 ihren Verletzungen erlag. Kaltblütig meldeten die Peiniger ihr Opfer anschließend beim Ordnungsamt in Höxter ab. Annika W. sei in die Niederlande verzogen. Nach Amsterdam.

In Wahrheit, auch das Angelika B. den Ermittlern detailliert geschildert, haben die beiden die Leiche ihres Opfers in einer Tiefkühltruhe eingefroren; sie anschließend Stück für Stück zerlegt; die gefrorenen Leichenteile schließlich in dem Kamin des Hauses am Bosseborner Saatweg nacheinander verbrannt; die daraus entstandene Asche schließlich auf den umliegenden Straßen verstreut. Ein Horror, der das geschiedene Ehepaar, das sich im Dorf als Bruder und Schwester ausgab, aber nicht daran hinderte, weiter auf Frauenfang zu gehen.

Dann kam Susanne F., wieder eine einsame Seele

Ebenfalls per Zeitungsannonce, die Wilfried W. bundesweit geschaltet hat, ging den beiden in diesem Februar, vielleicht März Susanne F., 41, ins Netz. Wieder eine einsame Seele, wieder eine geschiedene Frau aus Niedersachsen. Aus Bad Gandersheim.

Auch sie zog, wenige Wochen nachdem man sich kennengelernt hatte, nach Bosseborn zu Angelika B. und Wolfgang W. Auch sie wurde wochenlang gequält, gefoltert, bestraft. Auch ihr wurden die Haare ausgerissen. Auch sie war Gefangene dieses Horror-Paars; offenbar unfähig, sich dieses Martyriums zu entziehen. Auch sie starb schließlich an den Folgen der Verletzungen, die ihre Folterer ihr zugefügt hatten.

Ihre Geschichte war unmittelbar nach ihrem Tod in einem Northeimer Krankenhaus bekannt geworden. Die Ärzte dort hatten die massive Gewaltanwendung, die dem Tod der Frau vorausgegangen war, festgestellt und daraufhin die Polizei verständigt.

Ralf Östermann, ein erfahrener Ermittler aus Bielefeld, wusste an diesem Dienstag auch noch nicht so recht zu erklären, warum die beiden Täter ihr zweites Opfer schließlich doch in ein Krankenhaus bringen und nicht stattdessen wie das erste umkommen ließen. Möglicherweise, so der Ermittler, seien die beiden am Ende doch „überfordert” gewesen. Eigentlich hatten sie Susanne F. in deren Wohnung nach Bad Gandersheim zurückbringen wollen.

Opfer Nr. 3 stammt aus Berlin, sie überlebte, wird verhört

Auf der Fahrt dorthin war das Fahrzeug der beiden jedoch liegen geblieben, woraufhin Wilfried W. und Angelika B. den Notarztwagen riefen. Tage später waren die beiden dann in ihrem Haus in Bosseborn festgenommen und in eine Bielefelder Untersuchungshaftanstalt gebracht worden. Sie leisteten keinen Widerstand. Aber irgendwie trennten sich dort dann ihre Wege. Während Wilfried W. zu den Taten selbst bisher schweigt, legte Angelika B. ein recht umfassendes Geständnis ab.

Sie berichtete unter anderem über ein drittes Opfer, eine Frau aus dem Raum Berlin, die ebenfalls in Bosseborn gefangen gehalten worden war. Auch sie erlitt erhebliche Verletzungen. Und auch sie wollten die beiden Täter irgendwann loswerden. Sie fuhren sie nach Angaben Östermanns nach Braunschweig und setzten sie dort in einen Zug nach Berlin. Die Frau überlebte die quälenden Tage von Bosseborn. Sie meldete sich bei der Polizei, nachdem sie das Haus in den TV-Berichten der vergangenen Tage wiedererkannt hatte und wird jetzt als bisher wichtigste Zeugin vernommen.

Es bleiben ja auch nach dieser ersten Ermittlungswoche viele Fragen offen. Zum Beispiel, wie viele weitere Opfer es in Bosseborn gab, ausgeschlossen sind weitere Taten jedenfalls nicht. Außerdem: Bisher haben sich die Ermittler nur um jenen Zeitraum gekümmert, in dem das Frauenfänger-Paar in dem kleinen Stadtteil von Höxter gelebt hat. Also um die vergangenen fünf Jahre. Was aber passierte davor?

Was hat Wilfried W. zwischen 1997 und 2011 gemacht?

Wilfried W., so viel ist bekannt, war schon 1995 wegen Misshandlung zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden und hatte diese Haft auch weitgehend abgesessen. Was hat er aber zwischen 1997 und 2011 gemacht? Ist er eventuell auch für den Tod von Frauke Liebs verantwortlich, die 2006 unter mysteriösen – und durchaus an Bosseborn erinnernden – Umständen in der Nähe von Paderborn ums Leben kam.

Ralf Östermann, der selbst im Fall Liebs ermittelte, hat dafür bisher „keine konkreten Hinweise”; aber ausschließen, dass sich solche Hinweise noch finden im Zuge der Ermittlungen, die jetzt sicherlich noch Wochen und Monate dauern werden, das kann er natürlich nicht. Wilfried W. schweigt zu alldem. Er schiebt die Verantwortung für alles, so die Ermittler, seiner Ex-Frau zu. Die wiederum sagt, dass sie Wilfried W. hörig gewesen sei. Dass er am Ende die Verantwortung für die Taten trage.

Die Befragungen des 46-Jährigen Hartz-IV-Empfängers und seiner 47-jährigen Ex-Frau, sagt Östermann, hätten auch erfahrene Mitglieder seiner Mordkommission ziemlich mitgenommen. „Das waren Abgründe, die sich da auftaten.” Sexuelle Motive hätten nach dem aktuellen Stand der Ermittlungen nicht im Vordergrund gestanden. Auch gebe es keine Anhaltspunkte für verminderte Intelligenz. Es sei den Tätern, so drückt Östermann es aus, eher darum gegangen „Macht auszuüben”.

In Bosseborn, im Saatweg hat die Polizei rings um den kleinen Selbstversorgerhof am Montagabend einen Zaun errichten lasssen. „Jeder Quadratzentimeter des Grundstücks”, so die Ermittler soll dort nun untersucht werden. Auf Spuren weiterer Opfer hin.

Für Zeugen und mögliche Opfer hat die Bielefelder Kripo eine eigene Telefonnummer einrichten lassen: 0521-5451155

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