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Die Horrornacht von Paris

Die Horrornacht von Paris
Eine furchtbare Serie von Attentaten, mindestens 120 Tote: In Paris herrschen Angst und Fassungslosigkeit: „Dies ist die Vorstufe zum Kriegszustand”, sagt jemand.
Von Karin Finkenzeller, Paris 14. November 2015, 3:49 Uhr

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Es sollte ein vergnüglicher Abend werden, er endete in einer Katastrophe. „Plötzlich drangen mehrere Männer in den Konzertsaal, riefen ‘Allahu Akbar’ und schossen wahllos in die Menge”, berichtet Louis unter Tränen im Radiosender „France Info”. „Wir haben uns panisch auf den Boden geworfen. Louis war zusammen mit seiner Mutter am gestrigen Abend beim Konzert der amerikanischen Rockband „Eagles of Death Metal” in der Konzerthalle Bataclan mitten in Paris, als die Terroristen das Feuer eröffneten und anschließend Geiseln nahmen. Die beiden hatten Glück und konnten fliehen. Als Sicherheitskräfte gegen 1 Uhr morgens den Saal stürmten, fanden sie dort mindestens 80 Tote. Zahlreiche weitere Menschen starben bei fast gleichzeitigen Attentaten an fünf weiteren Tatorten in der Innenstadt sowie in der Nähe des Stade de France, wo am Abend das Freundschaftsspiel Deutschland gegen Frankreich stattfand. Die Staatsanwalt, die die Ermittlungen aufgenommen hat, spricht von insgesamt 120 Toten. Mehr als 60 Menschen wurden zum Teil schwer verletzt.

Nach dem Anschlag auf die Redaktion der Satire-Zeitung Charlie Hebdo Anfang Januar und dem Attentat auf ein Gaslager bei Lyon im Juni ist Frankreich erneut Ziel von Terroristen. Während Rettungswagen durch die Stadt rasten, um die zahlreichen Verletzten zu versorgen, rief Staatschef Francois Hollande den Ausnahmestand aus. Er orderte Militär zur Unterstützung der Polizei an und ließ die Grenzen kontrollieren.

„Die Terroristen wollen uns Angst machen, uns das Entsetzen lehren”, sagte Hollande in einer kurzen Fernsehansprache kurz vor Mitternacht. Und weiter: „Die Angst und das Entsetzen sind Realität. Aber ihnen gegenüber steht eine Nation, die sich zu verteidigen weiß, die ihre Kräfte zu mobilisieren weiß und die einmal mehr die Terroristen besiegen kann.”

In diesen frühen Morgenstunden aber dominieren Entsetzen und Fassungslosigkeit. Viele Menschen, die am Freitagabend in den Vierteln um die Place de la République im Stadtzentrum ausgegangen waren, haben sich verängstigt in den Bars und Restaurants verbarrikadiert. Deren Besitzer ließen die Metallrolläden herunter.

Andere irren durch die Straßen, wissen nicht, wie sie nach Hause kommen sollen. Die Polizei hat die Tatorte großräumig abgesperrt. Verzweifelte Eltern, die zu den Tatorten eilen, weil sie keine Nachricht von ihren Kindern haben, werden von dem Sicherheitskordon aufgehalten. Auch fünf Metrolinien, die die Place de la République und ihre Umgebung passieren, wurden gesperrt und erst nach und nach wieder für den Verkehr frei gegeben.

Drei Attentäter im Bataclan wurden nach Angaben der Sicherheitsbehörden getötet. Zwei Attentäter sollen sich in der Umgebung des Stade de France in die Luft gesprengt haben. Aber es ist nicht klar, wie viele andere noch flüchtig sind und womöglich weitere Ziele ausspähen.
„Carnage” – Gemetzel, das Wort, das in dieser Nacht am häufigsten fällt

Auch wer den dringenden Appell der Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo befolgte, zu Hause zu bleiben, findet in dieser Nacht nur schwer Schlaf. Die ungeheure Gewalt, mit der die Terroristen vorgegangen sind, erschüttert die Nation im Mark. TV und Radiosender berichten ohne Unterbrechung seit den ersten Schüssen, die vor zwei Restaurants im 11. Arrondissement von Paris zu hören waren. Und beinahe im 15-Minuten-Takt muss die Zahl der Opfer nach oben korrigiert werden. „Carnage” – Gemetzel, ist das Wort, das in dieser Nacht am häufigsten fällt.

Frankreich kennt seit Jahren die Gefahr von Terroranschlägen. Insbesondere seit das französische Militär in Mali eingegriffen hat, um das Land aus den Händen der Terrororganisation IS zu befreien, haben die Drohungen zugenommen. Die jüngsten französischen Luftschläge gegen IS-Stellungen in Syrien haben das Risiko noch verschärft. Den Einwandererfamilien aus dem nordafrikanischen Raum schlägt häufig Misstrauen und auch offene Feindschaft entgegen. Mehrere hundert Jungendliche aus diesen Familien sollen sich radikalisiert und zur Terrorausbildung nach Libyen oder Syrien gereist sein. Bereits seit dem gezielten Anschlag islamistischer Attentäter auf die Redaktion von „Charlie Hebdo” und auf einen israelischen Supermarkt im Januar herrscht erhöhter Alarm. An Bahnhöfen und zahlreichen touristischen Schauplätzen patrouilliert bewaffnetes Militär.

Dennoch konnten die verschärften Sicherheitsvorkehrungen nicht verhindern, dass im August ein schwer bewaffneter Attentäter versuchte, in einem Thalys-Schnellzug auf dem Weg von Amsterdam nach Paris ein schweres Attentat verüben wollte Nur eine Blockade seiner Waffen und das beherzte Eingreifen mehrerer Passagiere konnten ihn an seinem Vorhaben hindern.

Jetzt herrscht der Ausnahmezustand in ganz Frankreich. Grenzen, Straßen, Zuglinien, Häfen und Flughäfen werden kontrolliert, niemand soll unbemerkt das Land betreten oder es verlassen können. Der Verkehr wird bis auf weiteres eingeschränkt. Personenkontrollen werden ausgeweitet, die Polizei erhielt zusätzliche Befugnisse, Wohnungen, Geschäfts- und Vereinsräume zu durchsuchen und Veranstaltungsräume zu schließen. Schulen, Universitäten und Museen in Paris bleiben am Samstag geschlossen. „Das ist die Vorstufe zum Kriegszustand”, kommentierte eine Journalistin im Fernsehsender „France2”. Bei der Sondersitzung des Kabinetts um Mitternacht kündigte Staatschef Hollande außerdem den Einsatz von 1500 zusätzlichen Militärs an. Am Samstagmorgen um 9 Uhr soll sich das Sicherheitskabinett treffen, um weitere Maßnahmen zu beraten. Präsident Hollande sagte seine Teilnahme am G20-Gipfel in der Türkei ab.

Vor den Absperrungen um den Konzertsaal Bataclan harren derweil noch immer angstvoll Angehörige aus. Sie warten darauf, dass Verletzte aus dem Inneren geborgen werden. Doch mit jeder Minute, die verstreicht, wird das Grauen zur Gewissheit: Dort drin gibt es keine Verletzten, nur Tote.

Forrás: http://www.zeit.de

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