Der Schock in St. Petersburg sitzt tief: Am Montagnachmittag zerreißt eine Explosion den Alltag in der russischen Millionenmetropole. Zwischen den U-Bahnstationen Sennaja Ploschtschad und Technologisches Institut explodiert eine Bombe.
Mindestens 14 Menschen sterben, von den rund 50 Verletzten sind am Tag darauf noch mehrere in kritischem Zustand. Ein zweite Bombe wurde nach Behördenangaben rechtzeitig entschärft.
Die russischen Behörden fuhren die Sicherheitsvorkehrungen in St. Petersburg massiv hoch. Alle Zugänge zu den U-Bahnen werden zusätzlich bewacht. Zudem würden Busse und Straßenbahnen stärker überprüft. Auch in der Hauptstadt Moskau patrouillieren zahlreiche Polizisten an den Flughäfen, Bahnhöfen und in den Metrostationen.
Und während die betroffene U-Bahnlinie 2 schon wenige Stunden nach dem Anschlag wieder den Betrieb aufnahm, läuft die Suche nach den Tätern auf Hochtouren. Das staatliche Ermittlungskommitee geht bislang von einem Terrorangriff aus. Welcher Art, ist unklar. Es kursieren mehrere Theorien – sowohl über den Hergang des Anschlags als auch den oder die Täter.
Ein Anschlag – viele Theorien
1. Bei einer Theorie soll es sich bei dem Täter laut Nachrichtenagentur Interfax um einen Mann aus Zentralasien handeln. „Es gibt eine Version, nach der die Bombe von einem Selbstmordattentäter getragen wurde“, sagte eine Quelle innerhalb der Sicherheitsbehörden der Agentur Interfax.
Dieser soll ein 23-jähriger russischer Staatsbürger mit kirgisischer Abstammung sein und radikal-islamistische Verbindungen haben. Es ist bislang die wahrscheinlichste Version.
Die Nachrichtenagentur AFP berichtete unter Berufung auf den kirgisischen Geheimdienst, dass es sich dabei um den 22-jährigen Kirgisen Akbarschon Dschalilow handele. Er soll seit sechs Jahren in St. Petersburg gelebt haben.
2. Die Agentur Ria Nowosti hingegen berichtete, dass ein Selbstmordattentat nur eine der Optionen sein könne. Zwar habe man den Körper eines Mannes gefunden, jedoch sei nicht klar, ob es sich dabei um ein Opfer oder einen Selbstmordattentäter handele.
Mehrere russische Medien berichteten dieser Theorie folgend über den kasachischen Studenten Maxim Aryschew. Dies wurde vom kasachischen Sicherheitskomitee dementiert. Mittlerweile wird davon ausgegangen, dass der 22-Jährige, der seit der Explosion vermisst wurde, eher Opfer als Täter gewesen sein könnte.
3. Die staatliche Agentur Tass zitierte eine Quelle, nach der ein Mann und eine junge Frau aus Zentralasien in die Tat involviert sein könnten.
Zunächst hatte es geheißen, dass der Anschlag nicht von einem Selbstmordattentäter verübt worden sei. Präsident Wladimir Putin, der am Abend rote Rosen am Eingang der Metrostation Technisches Institut ablegte, wird kontinuierlich über alle Entwicklungen informiert, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Theorie von einem Selbstmordattentäter kommentierte er nicht.
Die Stadtverwaltung von St. Petersburg rief eine dreitägige Trauer aus. Zahlreiche Menschen stellten vor den Zugängen der U-Bahnstationen und in Moskau in der Nähe der Kremlmauer Kerzen auf und legten Blumen für die Opfer nieder.
In der Vergangenheit hatte es mehrere Anschläge auf die U-Bahn in der russischen Hauptstadt Moskau mit zahlreichen Toten gegeben. Die meisten davon wurden in Verbindung mit islamistischen Terroristen aus Tschetschenien gebracht. In St. Petersburg gab es bislang keine Anschläge mit Toten.
Trump und Putin wollen zusammen gegen Terror vorgehen
Der Anschlag löste weltweit Entsetzen aus. UN-Generalsekretär Antonio Guterres, EU-Chefdiplomatin Federica Mogherini, Bundesaußenminister Sigmar Gabriel und der französische Außenminister Jean-Marc Ayrault kondolierten der russischen Regierung; Ayrault sagte, Frankreich stehe „allen bei, die leiden“.
US-Präsident Donald Trump nannte die Ereignisse in St. Petersburg eine „absolut schlimme Sache“. Er rief seinen russischen Amtskollegen Putin an, um den Familien der Opfer zu kondolieren und seine Unterstützung für das russische Volk auszudrücken, wie der Kreml mitteilte. Die beiden Staatschefs hätten sich demnach darauf verständigt, dass Terrorismus gemeinsam bekämpft werden müsse.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich in einem Kondolenztelegramm an Putin über die Attacke entsetzt gezeigt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erklärte in Berlin: „Mit Entsetzen und Trauer verfolge ich die Nachrichten aus St. Petersburg, wo ein zur Explosion gebrachter Sprengsatz zahlreiche Tote gefordert hat.“
https://www.welt.de/politik/ausland/article163388956/Das-sind-die-drei-Theorien-zum-Terror-in-St-Petersburg.html