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2024. május. 8. szerda
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„Brangelina-Effekt” führt zu mehr Geburten in Metropolen

Bislang sind Forscher davon ausgegangen, dass Menschen, die in Großstädten leben, weniger Kinder bekommen. Eine neue Studie zeigt: Das ist Unsinn. Grund dafür ist auch der „Brangelina-Effekt”.

Spielende-Kinder

Großstädte gelten vielen Bevölkerungsforschern als regelrechte Fruchtbarkeitsfallen: Anstrengende City-Jobs, knapper Wohnraum und hoheLebenshaltungskosten verleiden Paaren in der Stadt das Kinderkriegen – so lautet eine gängige Annahme unter Demografen. In Japan, dem Land mit der ältesten Bevölkerung weltweit, wird deshalb sogar diskutiert, jungen Paaren vom Land den Umzug in die Stadt bewusst zu erschweren.

Eine aktuelle Untersuchung aus dem Allianz-Konzern könnte in Tokio allerdings für Umdenken sorgen: Laut den Berechnungen, die der „Welt am Sonntag” vorliegen, sind Stadtbewohner weit vermehrungsfreudiger als gemeinhin angenommen. In 41 Großstädten weltweit, die von den Autoren untersucht wurden, ist die Geburtenrate höher als im jeweiligen nationalen Durchschnitt. In vielen Fällen ist der Unterschied ganz erheblich.

Das gilt nicht zuletzt für deutsche Metropolen: In Berlin, Köln und München werden gemessen an der Bevölkerung mehr Kinder geboren als im Bundesdurchschnitt, und in Frankfurt übertrifft die städtische Geburtenrate die deutschlandweite sogar um mehr als zwölf Prozent. Wer sich in Prenzlauer Berg in Berlin oder im Münchner Glockenbachviertel seinen Weg auf den Bürgersteigen zwischen teuren Kinderwagen suchen muss, den dürfte dieser Befund nicht verwundern. Lediglich in Hamburg werden weniger Kinder geboren als im Bundesschnitt.

Vor allem reiche Städte bekommen mehr Kinder

Dass sogar im teuren München die Geburtenrate fünf Prozentpunkte über dem deutschlandweiten Schnitt liegt, hat selbst die Forscher überrascht. Allerdings scheinen hohe Lebenshaltungskosten potenzielle Eltern nicht zu schrecken: Auch extrem teure Metropolen wie Stockholm oder New York haben überdurchschnittlich hohe Geburtenraten. In London beispielsweise, wo die Immobilienpreise jede Stunde um 5 Pfund oder umgerechnet 6,4 Euro steigen, ist die Zahl der Geburten acht Prozent höher als in ganz Großbritannien.

Camps nahe dem Bundestag: In Berlin gibt es Beobachtungen von Experten zufolge immer mehr Menschen ohne feste Bleibe, meist Migranten vom Balkan
Obdachlos im Regierungsviertel

Mini-Slums mitten in Berlin

Tatsächlich spielt Wohlstand nach Ansicht der Forscher neben anderen Faktoren eine entscheidende Rolle für den Babyboom in den Großstädten. Denn in wirtschaftlich boomenden Städten wie München gebe es viele junge Paare mit sehr hohen Einkommen. „Menschen in Städten sind tendenziell besser ausgebildet und verdienen deshalb in der Regel mehr Geld, sodass sie sich hohe Mieten und Eigentumswohnungen leisten können”, schreiben die Forscher. Dazu würde auch der Befund passen, dass im weniger wohlhabenden Berlin auf 1000 Einwohner nur wenig mehr Kinder geboren werden als im nationalen Schnitt.

Noch gewichtiger ist aus Sicht der Forscher, dass Frauen es in Metropolen offenbar besser schaffen, Karriere und Familie zu vereinbaren. Dort gebe es mehr große Unternehmen, die Mitarbeiterinnen Teilzeitstellen und Elternzeit anbieten könnten, schreiben die Autoren in ihrer Studie. Bei kleineren Firmen auf dem Land sei das häufig schwieriger. Zudem gebe es in den großen Städten mehr Angebote für Kinderbetreuung, auf die sich berufstätige Mütter verlassen können.

Auch Migranten treiben den Geburten-Boom

Außerdem leben in Städten wie Frankfurt überdurchschnittlich viele Menschen, die nicht in Deutschland geboren wurden. „Migranten in entwickelten Volkswirtschaften haben tendenziell höhere Geburtenraten als die einheimische Bevölkerung”, schreiben die Autoren dazu.

Hinzu kommt eine veränderte Einstellung zum Elternsein. Aus ökonomischer Sicht galten Kinder lange als Altersvorsorge in landwirtschaftlich geprägten Gesellschaften: Mit steigenden Einkommen sinke deshalb die Zahl der Kinder, so der Schluss der Volkswirte. Davon sind wir heute weit entfernt: Kinder kosten inzwischen sehr viel Geld und gelten als Statussymbole.

Die Autoren der Untersuchung sprechen sogar vom „Brangelina-Effekt”, mit Verweis auf den Spitznamen des schwer glamourösen Schauspielerehepaars Angelina Jolie und Brad Pitt. Das Paar hat sechs leibliche und adoptierte Kinder. „Wie kann eindrucksvoller signalisieren, dass man es im Leben zu etwas gebracht hat, als dadurch fünf Kinder in Manhattan oder Beverly Hills großzuziehen?” sagt auch Peter Berezin, Chefstratege von BCA Research.

So erfreulich der städtische Minibabyboom sein mag; er löst doch nicht die Probleme, die durch die demografische Entwicklung verursacht werden. „Die Länder müssen nach wie vor andere Wege finden, ihre Bevölkerungsstärke zu halten und ihre öffentlichen Dienstleistungen und Rentensysteme zu finanzieren”, sagt Brigitte Miksa, Leiterin von Allianz International Pensions, dem Think Tank des Versicherers. Allerdings lehrt die Erfahrung auch: Was zuerst in der Stadt Trend wird, ist mit Verspätung auch auf dem Land angesagt.

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