Nach der Gewalteskalation von Kumanovo zeichnet sich kein Ende des Machtkampfs in Mazedonien ab. Die EU-Diplomatie bemüht sich vergebens, in der Krise zu schlichten. von Thomas Roser, Kumanovo

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Zerstörtes Haus im mazedonischen Kumanovo  |  © Robert Atanasovski/AP Photo/Getty Images

Die Dachbalken sind verkohlt, die Mauerreste von Einschusslöchern durchsiebt. Sejladin ist von seinem einstigen Geburtshaus in der Kodra-und-Trimave-Straße nur ein trister Trümmerhaufen geblieben. Der Schrecken des Krieges ereilte den hageren Man im mazedonischen Kumanovo vor zwei Wochen im Schlaf. „Bum, bum, bum – 13 Stunden lang”, erzählt er. Mit seiner 74-jährigen Mutter und seiner Frau wartete er hinter dem Sofa im Wohnzimmer auf das Ende des Infernos, halbwegs sicher vor Querschlägern. Erst als nach einem Granateinschlag am frühen Abend der Dachstuhl Feuer fing, rannten sie aus dem Haus. „Ob wir im Feuer oder im Kugelhagel sterben: Zeit zum Nachdenken blieb uns nicht, wir wollten nur unsere Köpfe retten.”

An manchen Häusern sind ganze Wände weggesprengt, ausgebrannte Autowracks säumen die von Betonbrocken blockierten Straßen. Schaulustige und Anwohner staken stumm über die Trümmer des verlassenen Schlachtfelds. Auch zwei Wochen nach den blutigen Kämpfen können hier viele kaum fassen, wie und warum der Krieg über sie und in ihr Leben kam.

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