Ein neuer nordkoreanischer Raketentest ist südkoreanischen Angaben zufolge gescheitert. Das Verteidigungsministerium in Seoul erklärte am Sonntag, Nordkorea habe am Morgen versucht, „einen unbestimmten Raketentyp aus der Nähe von Sinpo in der südlichen Provinz Hamkyong aus zu testen. Aber wir vermuten, dass der Abschuss gescheitert ist.“ Das Ministerium analysiere den Raketentest, um weitere Details zu erfahren.
Das US-Verteidigungsministerium bestätigt das Scheitern des Raketentests. Nordkorea habe anscheinend versucht, eine ballistische Rakete abzufeuern, diese sei jedoch „fast sofort explodiert“, sagte Dave Benham, ein Sprecher des US-Pazifik-Kommandos, am Samstag (Ortszeit) in Washington. Nach Beobachtungen des US-Pazifik-Kommandos sei der Raketenabschuss um 11.21 Uhr hawaiianischer Zeit (23.21 Uhr deutscher Zeit) erfolgt.
US-Verteidigungsminister Jim Mattis erklärte, „der Präsident und sein Militärteam“ hätten „Kenntnis von Nordkoreas jüngstem erfolglosen Raketentest“. „Der Präsident hat keinen weiteren Kommentar“, hieß es.
Südkorea berief eine Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats ein. Man werde „entschieden“ gegen weitere nordkoreanische Provokationen reagieren, hieß es in einer Stellungnahme aus dem Präsidentenamt. Auch das südkoreanische Außenministerium hat Nordkoreas gescheiterten Raketentest „scharf verurteilt“. Sollte Nordkorea einen weiteren Nukleartest oder anderweitige Provokationen unternehmen, würde man mit „ernsthaften Strafmaßnahmen“ reagieren.
Auch Großbritannien äußerte sich „besorgt“. Außenminister Boris Johnson forderte Nordkorea auf, sein Atomwaffenprogramm zu beenden und UN-Resolutionen zu befolgen, die zur Sicherung von „Frieden und Stabilität“ in der Region beschlossen worden seien.
Im vergangenen Jahr hatte Pjöngjang eine Langstreckenrakete getestet und zwei Atomtests durchgeführt. Zudem wurde eine Reihe von Kurzstreckengeschossen abgefeuert. Es ist Nordkoreas Ziel, mit einer Langstreckenrakete US-amerikanisches Festland zu erreichen.
Der Raketentest überschattet den Besuch von US-Vizepräsident Mike Pence, der an diesem Sonntag in Seoul erwartet wird. Pence will vor dem Hintergrund der verschärften Spannungen um das nordkoreanische Atom- und Raketenprogramm die Solidarität der USA mit dem südkoreanischen Verbündeten bekunden. Pence wurde nach Informationen des US-Senders CNN kurz nach einem Zwischenstopp in Alaska über den Raketentest informiert und hatte auch direkten Kontakt mit Präsident Trump.
Der US-Vizepräsident hatte geplant, mit US-Soldaten, die in der Pufferzone an der streng bewachten Grenze zwischen Nord- und Südkorea stationiert sind, Ostern zu feiern und auch Gespräche mit der südkoreanischen Regierung zu führen.
Kim demonstriert militärische Stärke bei Parade
Erst am Samstag hatte Nordkorea den höchsten Feiertag des kommunistisch regierten Landes begangen, den 105. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il-sung.
Nach Angaben des südkoreanischen Militärs stellte Nordkorea bei der Parade ein neues Modell einer ballistischen Interkontinentalrakete mit mobiler Abschussrampe vor, wie die staatsnahe südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtet. Zudem wurden bei dem Aufmarsch erstmals U-Boot-Raketen vom Typ Pukkuksong öffentlich gezeigt. Die Pukkuksong hat eine Reichweite von rund 1000 Kilometern.
Zuletzt wurde befürchtet, dass die kommunistische Regierung anlässlich des Geburtstags einen weiteren Atomwaffentest unternehmen könnte. Oft nimmt die Führung die Geburtstage oder andere Feiertage zum Anlass, militärische Stärke zu demonstrieren.
Bei einer offiziellen Rede am Nationalfeiertag sagte die mutmaßliche Nummer zwei in Nordkorea, Choe Ryong-hae, dass Nordkorea einen totalen Krieg mit einem totalen Krieg kontern werde. US-Präsident Donald Trump habe mit der Verlegung einer Flugzeugträgergruppe „eine Kriegssituation“ auf der koreanischen Halbinsel geschaffen.
Die USA hatten Anfang April den Flottenverband um den Flugzeugträger „USS Carl Vinson“ in den Westpazifik verlegt. Zu der Einheit gehören mehrere Kreuzer und Zerstörer. Sie war am 5. Januar bereits von San Diego in den westlichen Pazifik entsandt worden, um an mehreren Manövern mit der japanischen und südkoreanischen Marine teilzunehmen. Die Gruppe patrouillierte danach auch im Südchinesischen Meer.
Die Verlegung der Schiffe und der US-Angriff in Syrien hatte bei Südkoreanern Befürchtungen ausgelöst, die USA planten militärische Schritte im Norden. Aus US-Regierungskreisen verlautete aber am Freitag, dass Trump sich darauf konzentrieren wolle, mithilfe Chinas mehr Druck auf Nordkorea aufzubauen.
Auch China hatte noch am Freitag vor dem Hintergrund der stark angespannten Lage eindringlich vor neuen Provokationen und Drohungen gewarnt. Alle Seiten sollten Zurückhaltung zeigen und nichts unternehmen, was die Situation noch verschärfen könnte, hatte Außenminister Wang Yi gesagt.
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