In Großbritannien öffnen am Morgen die Wahllokale. Für Premier Cameron und seinen Herausforderer Miliband ist entscheidend, wie die kleinen Parteien abschneiden werden.

Pappfiguren der britischen Spitzenkandidaten David Cameron und Ed Miliband (v.r.)

Pappfiguren der britischen Spitzenkandidaten David Cameron und Ed Miliband (v.r.)  |  © Stefan Wermuth/Reuters

In Großbritannien wird ein neues Parlament gewählt. Jüngste Wählerumfragen sagen ein offenes Rennen zwischen den konservativen Tories um Premierminister David Cameron und der Labour-Partei von Herausforderer Ed Miliband voraus. Für keine Partei wird eine klare Mehrheit im 650 Mitglieder starken britischen Unterhaus erwartet. 

Kleinere Parteien könnten zu einer entscheidenden Kraft in der Frage einer Regierungsbildung werden. Internationales Interesse erweckt, wie viele Briten für die rechtspopulistische UKIP sowie die schottische Nationalistenpartei SNP stimmen werden.

Regierungschef Cameron kämpft um seine Wiederwahl und damit um sein politisches Überleben. Sollte er eine Niederlage erleiden, wird ihn das aller Voraussicht nach auch den Job als Parteichef der Tories kosten. In den letzten Tagen des Wahlkampfes gab er noch ein hohes Tempo vor, um dem Eindruck entgegenzutreten, er befinde sich im Leerlauf und sei nicht motiviert, weiterhin Premier des Vereinigten Königreichs zu sein.

Hemdsärmlig und nervös

Cameron trat in Konferenzräumen und Fabrikhallen auf, immer ohne Jackett oder Schlips, mitfühlend gestikulierend, die Hemdsärmel über den Unterarmen gerollt. Am letzten Wahlkampftag gestand er ein, durchaus nervös zu sein.

Cameron erklärte zuletzt auf einem Wahlkampfauftritt in London, die Leute sähen am Ende, dass es um die Wirtschaft gehe. Er und seine Partei würden dafür sorgen, dass es vorangehe. Mut dürften ihn rückläufige Arbeitslosenzahlen, ein steigendes Wirtschaftswachstum sowie niedrige Zinsen machen. Im Wahlkampf spielte auch das von Cameron versprochene Referendum um einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens eine Rolle.

Sollte hingegen Labour als Sieger aus der Unterhauswahl hervorgehen, würde das für Großbritannien eine Verschiebung nach links bedeuten. Fünf Jahre haben die Konservativen nun einen harten Sparkurs geführt. Miliband, den Kritiker „Red Ed” nennen, hat versprochen, die Etatsparmaßnahmen abzumildern, Steuern für die Reichen anzuheben und die Rechte geringverdienender Arbeiter zu schützen.

Die Liberaldemokraten, bisher Koalitionspartner der Konservativen, hoffen erneut auf die Rolle als Königsmacher. Ihr Chef Nick Clegg sagte, sowohl Cameron als auch Labour-Spitzenkandidat Miliband machten sich etwas vor, wenn sie meinten, alleine regieren zu können. Seine Partei sei die einzige, die eine „chaotische, instabile Minderheitsregierung” verhindern könne.

Der Partei werden jedoch aufgrund ihrer fünf Regierungsjahre schwere Verluste vorhergesagt. Dennoch gab sich Clegg vor der Abstimmung optimistisch, dass seine Liberaldemokraten „die Überraschungsgeschichte der Wahl sein werden”.

Forrás: http://www.zeit.de/politik/ausland/2015-05/grossbritannien-wahl-david-cameron-ed-miliband