Die Maschine von Egypt Air setzte nur Minuten vor dem Absturz eine Rauchwarnung ab. Ein plötzliches Feuer in der Toilette könnte das Unglück ausgelöst haben. Und es gab noch andere Störungsmeldungen.
Der Airbus der Fluggesellschaft Egypt Air wurde womöglich doch nicht von einer Bombe binnen eines Augenblicks lahmgelegt. Nach Funkdaten aus einem automatischen System über den Betriebszustand des Flugzeugs gab es schon drei Minuten vor dem Verschwinden des Flugzeugs von den Radarschirmen erste Störungsmeldungen. Zunächst wurden Probleme mit der Heizung der rechten Cockpitscheibe aufgezeichnet und dann eine Warnung über Rauch in der Toilette. Nach Ansicht des gut informierten Branchendienstes avherald.com, der die sogenannten Acars-Daten im Detail veröffentlichte, deuten die Störanzeigen auf ein Feuer an Bord hin.
Der deutsche Luftverkehrsexperte Tim van Beveren bestätigte die Rauchmeldung am Freitag in der Deutschen Welle. Auch der Nachrichtensender CNN meldete dies unter Berufung auf Daten einer ägyptischen Quelle. Demnach soll das Flugzeug die Rauchwarnung wenige Minuten vor dem Absturz über das satellitengestützte Kommunikationssystem Acars abgesetzt haben. Van Beveren sagte: „Das System sendete sehr deutliche Meldungen.” Das „Wall Street Journal” berichtete, die automatischen Warnsignale hätten Rauch in der Nähe des Cockpits sowie ein mögliches Problem mit dem Flugkontrollsystem gemeldet.
Bei Flug MS804 von Paris nach Kairo starben in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag 66 Menschen, als ein Airbus A320 aus bislang ungeklärter Ursache aus gut zehn Kilometer Höhe in das Mittelmeer stürzte. Weil von der Besatzung kein Notruf empfangen wurde und sie nicht auf Funkkontakte reagierte, gingen viele Experten bislang von einem Terroranschlag mit einer Bombenexplosion an Bord aus. Nunmehr gibt es aus den Funkdaten zumindest Indizien, dass die Katastrophe zwar binnen weniger Minuten eskalierte, aber keine Explosion das Flugzeug schlagartig zerstörte.
Bombenexplosion weniger wahrscheinlich
Die Acars-Daten sind eine Art automatischer Betriebszustand-Funkdienst und dienen dazu, an Bodenstationen mögliche Reparaturaufträge zu übermitteln. Die Daten sind ebenso ein Frühindikator für Probleme an Bord. So gaben auch beim Airbus-Absturz des Air-France-Flugs AF447 im Jahr 2009 vor der Küste Brasiliens Arcas-Daten den Ermittlern erste Hinweise, wie das Unglück in einer Schlechtwetterfront ablief.
Über die tatsächlichen Ursachen für das Unglück bei Egypt Air können vor allem der Datenschreiber und der Stimmenrecorder aus dem Cockpit der Maschine Aufschluss geben. Die Geräte dürften in etwa drei Kilometer Tiefe auf dem Grund des Mittelmeeres liegen. Nach ihnen wird intensiv gesucht.
Am Freitag wurden nach Angaben des ägyptischen Militärs erste Leichenteile und Wrackteile des Flugzeugs gefunden, 290 Kilometer von Alexandria entfernt, darunter Flugzeugsitze und Koffer von Passagieren. Anhand der Wrackteile lassen sich bereits erste Schlüsse über den Unglücksverlauf ziehen. In Expertenforen heißt es, dass ein schlagartiges Entweichen des Kabinendrucks, eine Dekompression durch eine Bombenexplosion, auch als Acars-Störmeldung verzeichnet worden wäre – doch dieser Hinweis fehlt. Womöglich wurde die Elektronik an Bord durch ein Feuer lahmgelegt, lautet eine Spekulation.
Immer noch kein Bekenntnis
Es fehlen weiterhin klare Hinweise auf die Ursache des Unglücks. Ägyptische Behörden schlossen einen Terrorakt nicht aus, eine These, die von Russland und einigen Luftfahrtexperten unterstützt wurde.
Aber keine extremistische Gruppe trat mit einer Erklärung hervor, den Tod der 66 Menschen verursacht zu haben, die mit dem Airbus A320 am Donnerstag auf dem Weg von Paris nach Kairo waren.
Nach dem Absturz eines russischen Passagierflugzeugs im Oktober auf dem Sinai hatte sich dagegen die Abteilung der Terrormiliz Islamischer Staat auf der ägyptischen Halbinsel nach wenigen Stunden dazu bekannt, die Maschine mit 224 Menschen an Bord zum Absturz gebracht zu haben. Aus europäischen Sicherheitskreisen verlautete jetzt, die Passagierlisten würden nochmals darauf überprüft, ob Personen mit terroristischem Hintergrund an Bord gewesen seien. Auch ägyptische Sicherheitsbehörden prüften diese Möglichkeit.
http://www.welt.de/vermischtes/article155546772/Bordelektronik-registrierte-Rauch-an-Bord-von-Flug-MS804.html